Unterhaching:Feingefühl zu Allerheiligen

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Blumenhändlerin Isabel Kameter kreiert lebendige Erinnerung. (Foto: Angelika Bardehle)

Blumenhändlerin Isabel Kameter kreiert lebendige Erinnerung

Von Laura Zwerger, Unterhaching

Blühen im Sommer noch die Blumenwiesen, kreisen die Gedanken im Blumenhaus Ertl in Unterhaching bereits um weiß gefärbte Tannenzapfen und dunkelgrüne Nadelzweige - denn besonders zu Allerheiligen suchen viele Leute nach einem schönen Grabgesteck. "Das erste Trockenmaterial habe ich bereits im August bestellt", erzählt Isabel Kameter (), die für den Einkauf, aber auch für die Kundenbetreuung zuständig ist.

Die 30-Jährige kennt als Tochter des Familienunternehmens Ertl die Geschäftsstrukturen seit vielen Jahren. Besonders vor Feiertagen wie Allerheiligen muss jeder mitanpacken: "Gerade in so einer Phase, in der viel zu tun ist, macht jeder von uns einen Schritt mehr." Acht Floristinnen, zwei Hilfskräfte und ein Gärtner sorgen dafür, dass alles reibungslos abläuft. Den freien Tag oder frühen Feierabend opfert man auch mal. "Ob verspielt oder puristisch - die Kunden sollen verschiedene Stilrichtungen an Hand von vorbereiteten Gestecken sehen können, wenn es soweit ist", erklärt Kameter.

Jedes Jahr merkt die Blumenhändlerin aufs Neue, wie stark die Menschen immer noch an ihren lieben Verstorbenen hängen, und wie wichtig es ihnen, gerade zu Allerheiligen ist, etwas Besonderes an ihr Grab zu stellen. Für Gestecke beliebt, sind Blumen von symbolischer Trauer, weiße Lilien oder die kälteresistenten Chrysanthemen. "Ebenso sehr aber auch die Lieblingsblumen des Verstorbenen", sagt Kameter. Die Blumen zum Andenken dürfen nicht nur traurig sein, sie sollen auch Licht und Spiel ans Grab bringen.

"Etwas ans Grab zu stellen, das macht man auch für sich selbst"

Ein passendes Gesteck für ein Grab auszuwählen, fällt nicht jedem Kunden leicht. Daher müssen Kameter und ihre Kollegen an diesem Feiertag besonders viel Rat geben. "Man merkt recht schnell, ob sich jemand zum ersten Mal mit Trauer auseinandersetzt", erzählt sie. Dann präsentiere sie ihm erst einmal die verschiedenen Möglichkeiten." Es gehe aber nicht nur darum, den etwaigen Geschmack des Verstorbenen zu treffen, sondern auch darum, dem trauernden Hinterbliebenen Trost zu spenden: "Etwas an ein Grab zu stellen, das macht man auch für sich selbst", sagt Kameter. "Es hat Symbolcharakter, es zeigt, dass man an einen geliebten Menschen denkt." Es verschaffe ein Stück Seelenfrieden. Besonders sensibel zusammengestellt sind dabei die Gestecke für Kindergräber. Hier wünschen sich Kunden oft Herzformen oder Engelsfiguren.

In der Trauerfloristik ist besonderes Feingefühl gefragt, eines ändert sich aber auch zu Allerheiligen nicht: "Eine Blume ist etwas Lebendiges und drückt eine Botschaft aus", so Kameter.

© SZ vom 31.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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