Meine Woche:Die Kinder brauchen ihn

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Klaus-Peter Schubert ist so etwas wie der Oberlehrer der circa 80 Leseomas und Leseopas. (Foto: oh)

Leseopa Klaus-Peter Schubert vermittelt sprachliches Rüstzeug

Von Michael Morosow, Unterhaching

In dieser Woche beginnt für Opa Peter wieder die Schule. Auf dem Stundenplan steht Deutsch: "Nase, Augen, Ohren - ich heiße Peter, und wie heißt du?". Klaus-Peter Schubert ()ist so etwas wie der Oberlehrer der circa 80 Leseomas und Leseopas, die sich in besonderer Weise und ehrenamtlich den vielen Migrantenkindern annehmen, die in Unterhaching die Grundschule an der Jahnstraße besuchen, aber mangels Deutschkenntnis dem Unterricht anfänglich kaum folgen können. Er ist zwar auch in der Betreuung von Asylbewerbern aktiv, "aber hier handelt es sich um Kinder von Migranten , die in Unterhaching wohnen und arbeiten", betont Schubert.

Sie kommen aus China, Korea, Australien und anderen fernen Ländern - und sie faszinieren geradezu Leseopa Schubert durch ihren Lerneifer. So wie ein zehnjähriges Mädchen aus Osteuropa, das mit "null Deutschkenntnis" in der vierten Klasse startete und nach einem Schuljahr den Sprung aufs Gymnasium schaffte. "Wahnsinn, ein bombastischer Erfolg", fällt dem Unterhachinger ein, den die Kinder schlicht Opa Peter nennen. Ob Opa Peter oder Oma Hilde, allein 25 Ehrenamtliche der 2006 gegründeten Initiative "Gebraucht werden" sind vonnöten, um den derzeit 18 bereits eingeschulten Migrantenkindern das nötige sprachliche Rüstzeug für einen effektiven Unterricht zu geben. Jedes Kind erhält von Montag bis Donnerstag jeweils nach dem regulären Unterricht eine Stunde Exklusivbetreuung.

Nachdem die Betreuung einer "Klasse" mit nur einem Kind äußerst personalintensiv ist und auch Omas und Opas mal in Urlaub oder aus anderen Gründen verhindert sind, hofft Schubert auf einen Zulauf von weiteren ehrenamtlichen Helfern. Das Einstiegskönnen der Migrantenkinder ist laut Klaus-Peter Schubert sehr unterschiedlich, reicht von "null Verständnis" bis zu "Verstehen ohne Grammatik." Die größte Herausforderung stellten dabei die Erstklässler dar, wofür der Unterhachinger eine einleuchtende Begründung parat hat: "In der zweiten Klasse können die Kinder bereits lesen und damit können wir mit ihnen ihre Arbeitshefte durchgehen. Aber für die Erstklässler gibt es kaum Lehr- und Lernmaterial." Dann muss halt mit Händen und Füßen gelehrt werden, was die Lernopas und Lernomas gut beherrschen, wie der Lernerfolg der Kleinen beweist.

Am heutigen Montag also, dem ersten Schultag für die "Hilfslehrer", wird Opa Peter schon am frühen Vormittag in der Jahnschule anzutreffen sein. Die Nachhilfe will organisiert sein. Sie beginnt, je nach Dauer des regulären Unterrichts um 11.20, 12.20, oder nach 13 Uhr. Schubert teilt, wenn notwendig, die Paare ein, denn "manchmal fehlt hier ein Kind, dort eine Leseoma." Was allerdings nie fehlt, das ist die Freude auf beiden Seiten.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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