Meine Woche:Das Hobby als Beruf

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Fabian Kirik macht eine Ausbildung als Werksfeuerwehrmann

Von Ulrike Schuster, Garching

Es gibt sie, die "großen Ereignisse" im Leben, die alles auf den Kopf stellen, das neue Kapitel in der Biografie einleiten. Der Start der Ausbildung ist so ein "Event". Für Fabian Kirik gab es zur Begrüßung letzte Woche Imbusschlüssel, Schraubendreher, Zange, Messgerät und Schutzausrüstung. Der 22 Jahre alte Garchinger macht am Flughafen München eine Ausbildung als Werksfeuerwehrmann, erst lernt er Mechatroniker, dann Feuerwehrmann, in drei Jahren. Seit seinem 17. Lebensjahr ist er bei der Freiwilligen Feuerwehr Garching aktiv. Er befolgte den Rat eines Kollegen: "Wenn du dein Hobby zum Beruf machst, musst du keinen Tag mehr arbeiten." Das klang gut.

Statt in einem Studium Bücher zu wälzen oder Hausarbeiten zu schreiben, will der Garchinger raus vor die Tür, schwitzen und was erleben. "Die Woche vor Ausbildungsbeginn ging ich in die Berge, Kopf frei machen, durchatmen, Dinge aus der Distanz sehen", sagt Kirik. Mit Steigeisen und Eispickel kletterte er mit Kumpel Philipp auf die Wildspitze im österreichischen Ötztal, 2400 Meter bis zum Gipfel, bevor er sich nun im September in den Niederungen des Arbeitsleben einfinden muss.

Teamgeist und Fitness musste er auch beim Eignungstest für die Ausbildung beweisen. Mit einem Mitbewerber und einer Atemschutzmaske robbte er sich durch einen dunklen Kriechtunnel. Gemeinsam entschieden die zwei jungen Männer über den Weg, sprachen die Technik ab, um den Sandeimer heil über die Ziellinie zu bringen. Fabian schaffte außerdem 25 Klimmzüge und kletterte die 30-Meter-lange Drehleiter in 40 Sekunden nach oben. Kirik suchte seine Grenzen, war zwei Jahre bei der Bundeswehr und arbeitete zehn Monate lang in Neuseeland auf einer Familien-Farm, molk um 5 Uhr früh die Kühe, spielte Cowboy für kostenloses Schlafen und Essen. Dann cruiste er monatelang mit dem Motorrad durch Südost-Asien. In Kambodscha verpasste ihm ein Mönch ein Tattoo mit Bambusstock und Tinte, die Bedingung: Der Mönch allein entscheidet über Körperstelle und Motiv. Kirik vertraute ihm, den Affengott auf der linken Schulter trägt er stolz, der Schimpanse steht für Mut. "Brauche ich täglich".

Den Flughafen habe er wegen seiner Lust aufs Reisen gewählt, die Frage "was in der Ferne wohl passieren wird?", fasziniert ihn. Er selbst wird sich diesem Abenteuer im nächsten Schottland-Urlaub wieder stellen. Im Alltag schätzt er es, in Garching aufzuwachen, um 6.30 Uhr im Peugeot zum Flughafen zu steuern und um 16 Uhr wieder in Garching anzukommen: Hier sind Familie, Kumpels und Freiwillige Feuerwehr. Auf Dauer ausfliegen? Kommt nicht in Frage.

© SZ vom 05.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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