Meine Woche:Bühnenkunst für Kinder

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Wilfrid Grote inszeniert sein neues Stück "Fenster zum Wind". (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wilfrid Grote inszeniert sein neues Stück "Fenster zum Wind"

Gegen den Strom schwimmen. Etwas anderes machen, nicht den Familienmitgliedern folgen, von denen viele seit Jahren einer gemeinsamen Leidenschaft nachgehen. Das war das Ziel des heute 76-jährigen Theaterregisseurs Wilfrid Grote aus Garching, doch Pläne gehen bekanntlich selten auf. Es scheint im Erbgut verankert, dieses "Theatergen": Der Großvater Opernsänger, die Tante und der Bruder Schauspieler am Theater. Grote selbst spielte in seiner Jugend in einem Stück mit, hielt Pfeil und Bogen. Durch die Familie hatte er Kontakte zu namhaften Schauspielern und die Möglichkeit, Theaterstücke zu sehen. Erfahrungen, die er später in eigenen Stücken einfließen lassen wird.

In die Fußstampfen dieser Menschen zu treten, schien zunächst unattraktiv. Die Erkenntnis, "das, was die da tun, will ich nicht machen", mündete in ein Studium der Theologie, was jedoch das "Feuer in ihm nicht entfachen konnte." Am Ende siegte dann doch die Leidenschaft fürs Theater. Seine Erklärung: "Theater hat mich gereizt, schon immer." Auf die Bühne wollte er nicht, aber die Geschichten schreiben, die auf dieser spielen. Im Theater könne man Charaktere schaffen, kreative Dialoge schreiben und Zweifel beseitigen oder verhindern. Er lernte das Handwerkszeug am fränkischen Theater, bevor er für eine Zwischenstation zum Bayerischen Fernsehen nach München ging. Auf große Geschichten für das Fernsehen hatte er aber irgendwann keine Lust mehr, viel lieber wollte er Theaterstücke schreiben, und zwar für eine ganz besondere Zielgruppe. "Kinder sind noch in der Lage, sich auf die Geschichte einzulassen," findet der Garchinger. Aus seinem politischem Engagement heraus und mit der Haltung "Wir wollen die Welt verändern", fing er an, Stücke für Kinder zu schreiben. Denn bei diesen müsse man ansetzen, wenn man etwas verändern wolle.

Seit Jahren schreibt er nun für Kinder im Grundschulalter, er will sie zum Nachdenken anstiften und begeistern. Grote will ein Theater machen, bei dem das Kind die Antwort selbst suchen muss. Vorgekautes liefern, ist nicht seine Sache. 2014 erhielt er für sein künstlerisches Schaffen im Kinder- und Jugendbereich das Bundesverdienstkreuz. Einen bemerkenswerten Unterschied beim Produzieren für Kinder und Erwachsene gebe es hingegen nicht. Das Besondere liegt darin, dass Kinder Situationen erahnen und erfühlen können, im Gegensatz zum reflektierten Erwachsenen. Kinder in die Magie der Geschichte hineinzuversetzen, das will Grote auch mit seinem neuen Stück "Fenster zum Wind", das von der Freundschaft zwischen zwei Mädchen erzählt, und am Freitag, 21. Oktober Premiere im Theater im Römerhof feiert.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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