Meine Woche:Auf allen Vieren zur Erkenntnis

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Carola Portenlänger. (Foto: Claus Schunk)

Carola Portenlänger informiert über die Bewegungsphilosophie

Von Claudia Wessel, Grünwald

"Probieren, erfahren, still werden". Viel mehr lässt sich eigentlich nicht sagen über die Kurse mit dem Titel "Leichter bewegen", die Carola Portenlänger ) in der Grünwalder Volkshochschule gibt, den nächsten am 11. und 12. Juni. Denn grau ist alle Theorie, gerade in dieser Angelegenheit. "Wahrnehmen, was wir empfinden" nannte die ausgebildete Gymnastiklehrerin und Begründerin dieser Bewegungsphilosophie, Elsa Gindler, in den 1920er Jahren, das, was sie versuchte, den Menschen zu ermöglichen. Alles in allem kann man jedoch wohl nur erfahren, um was es dabei genau geht, wenn man es selbst tut.

Dennoch möchte Carola Portenlänger es nun auch einmal über die "graue Theorie" versuchen: Sie hat die Ausstellung der Heinrich Jacoby und Elsa Gindler Stiftung aus Berlin nach Grünwald in den Alten Wirt, Marktplatz 1, geholt, wo sie am Samstag, 28. Mai, eröffnet und bis Ende Juni zu sehen sein wird. Auf zahlreichen Tafeln wird das Leben von Elsa Gindler (1885 bis 1961) und dem Musiker Heinrich Jacoby (1885 bis 1964) erläutert und wie die beiden zuerst alleine forschten und dann 1924 zu einer gemeinsamen Arbeit fanden. Ihr Thema: "Persönlichkeitsentfaltung auf der Grundlage von Körpererfahrung". Am Samstag und Sonntag jeweils von 14 Uhr an spricht Professor Rudolf Weber über Heinrich Jacoby, von 16 Uhr an geht es im Gespräch mit Marianne Haag um Elsa Gindler.

Wie kam nun die Grünwalderin Carola Portenlänger zu den beiden Berliner Forschern? Sie machte von 1985 bis 1987 eine Schauspielausbildung. Im Bereich Atem-und Sprechtraining hatte sie Unterricht bei Marianne Haag, einer der ernannten Nachfolgerinnen von Elsa Gindler. Portenlänger erinnert sich an eine der ersten Stunden: "Wir sollten auf allen Vieren stehen." Doch da Carola Portenlänger schon als 20-Jährige immer Knieschmerzen hatte, behauptete sie, das könne sie nicht. Sie versuchte es dann aber doch und machte dabei Erfahrungen nicht nur mit ihrem Körper, sondern auch mit ihrer Psyche. Sich selbst und seine "Störungen" bewusst wahrnehmen, ist ein Effekt der Übungen.

Ähnliches bietet sie nun auch in ihren VHS-Kursen. Ein Beispiel: Alle Kursteilnehmer setzen sich hin, dann beobachten sie sich selbst und beantworten die Frage: "Was wird mir bewusst beim Sitzen?" Über diese Selbstwahrnehmung wird dann auch gesprochen. Die Kurse gibt Portenlänger quasi als Nachfolgerin von Elsa Gindler. Denn Marianne Haag hat wiederum Carola Portenlänger dazu ernannt, das Wissen der beiden Forscher weiterzugeben. Was sie gerne tut.

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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