Machtkampf in der CSU:Männer gegen Frauen

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Florian Hahn begibt sich auf dünnes Eis, wenn er Söder als Ministerpräsidenten ausruft. Bezirks-Chefin Ilse Aigner dürfte ihn zum Rapport bestellen - und auch der eigene Kreisverband wird nicht nur freudig reagieren.

Von Martin Mühlfenzl

Da bringen sich zwei in Stellung. Von dem einen, Bayerns Finanzminister Markus Söder, wusste ohnehin jeder, wo er selbst seine Zukunft sieht: in der Staatskanzlei als Nachfolger Horst Seehofers. Der andere, Florian Hahn, Chef der CSU im Landkreis, erkennt in dem Franken Söder ebenfalls Bayerns neuen Ministerpräsidenten. Die neue "Nummer Eins" im Freistaat. So deutlich haben das in der CSU bisher nur wenige artikuliert. Hahns Vorstoß macht deutlich, dass der CSU-interne Vorwahlkampf längst begonnen hat - und der Kreis-Chef frühzeitig auf den richtigen Zug aufspringen will.

Zum Dank stuft der Lokführer Söder den Putzbrunner Hahn in die "erste Führungsreserve" der Partei ein. Das wird vor allem manchen Frauen in der Kreis-CSU, aber auch der Oberbayern-CSU nicht passen. Vor allem einer nicht: Ilse Aigner. Bayerns Wirtschaftsministerin und Söders ernsthafteste Konkurrentin um die Seehofer-Nachfolge ist als Vorsitzende der oberbayerischen Christsozialen so etwas wie Hahns Chefin; der Bundestagsabgeordnete sitzt sogar als Beisitzer im Vorstand des Bezirksverbandes. Florian Hahn sollte es also nicht wundern, wenn ihm beizeiten eine "Einladung" Aigners zum klärenden "Gespräch" ins Wahlkreisbüro flattert. Denn die offene Positionierung pro Söder im Seehofer-Erbe ist für Aigner nicht weniger als ein ebenso offener Affront.

Doch auch im eigenen Kreisverband dürften Hahn Auseinandersetzungen erwarten. Viele Frauen um die Landtagsabgeordnete Kerstin-Schreyer-Stäblein haben nicht vergessen, wie rigoros die Männer der Partei - in diesem Fall Landrat Christoph Göbel und Hahn selbst - die Wahl des Putzbrunners zum neuen Kreisvorsitzenden durchgedrückt hatten. Gegen Schreyer-Stäblein. Es wird nicht lange dauern, bis sich auch die Frauen in der Partei in Stellung bringen - und an Hahns Vorstoß erinnern.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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