Literaturwettbewerb:Unsterblichkeit und andere Sorgen

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Amelie Niederbäumer und Julian Gräml gewinnen in ihren Altersklassen

Von Karin Pill, Udo Watter, Kirchheim/Oberschleißheim

Erzählkraft, Stilsicherheit, Fantasie und Tiefsinn - zwei junge Schreibtalente aus dem Landkreis München haben beim Literaturwettbewerb 2021 der VHS Vaterstetten für Nachwuchsautoren jeweils den ersten Preis in ihrer Altersgruppe gewonnen. Amelie Niederbäumer aus Kirchheim und der Oberschleißheimer Julian Gräml gewannen mit ihren Geschichten "Der letzte Tag" (13 bis 15 Jahre) respektive "Millenia" (16 bis 18 Jahre).

Insgesamt waren rund 130 Kurzgeschichten eingereicht worden, die vom Thema "Grenzerfahrungen: Wenn plötzlich alles anders ist" inspiriert sein sollten. Das Motto war bewusst so gewählt, dass die Texte mit der Corona-Pandemie zu tun haben konnten - aber nicht mussten. So war auch Raum gelassen für Geschichten über andere gesellschaftliche oder persönliche Umwälzungen und es hieß, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Mitmachen durften nicht nur Jugendliche aus dem Landkreis Ebersberg, zu dem Vaterstetten gehört, sondern Jungautoren aus dem ganzen Münchener Umland.

Julian Gräml (Foto) und Amelie Niederbäumer haben beim Literaturwettbewerb der VHS Vaterstetten 2021 den ersten Preis gewonnen. Die Preisverleihung mit Lesung findet am 10. September statt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Für die beiden Jurorinnen, die Schriftstellerin Juliane Breinl und Anja Rahimpour von der VHS Vaterstetten, bedeutete das: mehr als 600 Seiten Lesestoff. "Ein Rekord", resümierte Rahimpour. Darunter Liebes- oder Fantasygeschichten, auch Texte über Krieg, Flucht oder Krankheit, tiefgründige Grenzerfahrungen.

"Ich hab' mich total gefreut, denn eigentlich dachte ich nicht, dass das was wird", erzählt Amelie Niederbäumer. Die 15 Jahre alte Kirchheimerin irrte sich. Denn dass sie viel schreibt, sogar regelmäßig in einer Gruppe, merkt man ihrem Text an. Doch nicht nur sprachlich punktet Niederbäumer: Sie zeigt, welch tiefe Gedanken junge Menschen umtreiben. Die prämierte Geschichte handelt von einem Professor, der den Tod abschafft und erst mal glücklich ist über seine, wie er denkt, gute Tat. Doch bald muss er feststellen, dass er sich sein Lebensprojekt, im wahrsten Sinne des Wortes, eigentlich ganz anders vorgestellt hat.

Niederbäumer zählte bereits 2020 zu den Gewinnerinnen des Vaterstettener Wettbewerbs, damals belegte sie den dritten Platz. Noch hat sie sich nicht entschieden, ob sie das Schreiben später mal zu ihrem Beruf machen will. Ganz anders bei Julian Gräml aus Oberschleißheim. Der Gewinner in der Kategorie der 16- bis 18-Jährigen hat gerade sein Abitur gemacht und möchte nun Kommunikationswissenschaften studieren. Auch er schreibt schon länger Kurzgeschichten und hat gerade seinen ersten Roman fertiggestellt, er umfasst rund 700 Seiten. An Grämls Geschichte fasziniert die Komplexität, die der junge Autor rund um eine doch recht simple Frage auffächert: "Welche Probleme hatten Jugendliche zu den verschiedensten Zeiten der Weltgeschichte?", fasst er die Essenz seines Textes zusammen. "Zum Stichwort Grenzerfahrungen passen auch immer Probleme, und Jugendliche aller Zeiten standen vor Herausforderungen", erklärt der 17-Jährige. Er lässt den Leser bei aller Skepsis und Sorge um die Zukunft aber nicht völlig pessimistisch zurück. "Ich wollte nicht, dass alles schwarz endet", sagt der Autor. "Es soll auch Hoffnung geben."

Auch Amelie Niederbäumer hat einen ersten Preis gewonnen. (Foto: Privat)

Gräml gelinge es, so Breinl, seine Protagonisten zum Leben zu erwecken. "Es hat mich fasziniert, dass er es schafft, auf sechs Seiten drei verschiedene Figuren zu verschiedenen Jahrtausenden zu beschreiben und mich als Leserin spüren zu lassen, mit welchen Problematiken sie zu kämpfen haben." Auf die Frage, was ihn dazu inspiriert habe, sagt Gräml, dass das, was gerade in der Welt geschehe, schon Einfluss darauf gehabt habe. "Durch Corona wurde mir bewusst, dass viele Dinge einfach doch nicht so selbstverständlich sind. Etwa persönliche Treffen oder Präsenzunterricht." Außerdem habe er festgestellt, wie verwundbar die Gesellschaft sei. "Das hat meine Geschichte auf jeden Fall geprägt."

Die Preisverleihung findet am Freitag, 10. September, in der Musikschule Vaterstetten statt, Anmeldung bei der VHS erforderlich. Wer bereits jetzt die prämierten Geschichten lesen will, kann dies auf der VHS-Website tun unter: https://www.vhs-vaterstetten.de/service/literaturwettbewerb.

© SZ vom 26.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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