Leihräder:Einloggen, aufsteigen, losfahren

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Der Landkreis treibt den Einstieg in ein Leihrad-System mit der Münchner Verkehrsgesellschaft voran. Dieses soll mit dem der Landeshauptstadt zusammenpassen und den nichtmotorisierten Individualverkehr stärken

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Der Liberale denkt zunächst einmal an die Pluralität, die Chancengleichheit auf dem freien Markt - und er wittert überall die Einflussnahme staatlicher Gewalt. Selbst beim Thema "Leihrad". Dem FDP-Kreisrat Jimmy Schulz etwa ist es sehr wichtig, dass nicht "ein Unternehmen bevorzugt wird". Vielmehr müssten beim Aufbau eine Leihradsystems im Landkreis München auch kleinere Anbieter eine Chance haben.

Landrat Christoph Göbel (CSU) wiederum sieht das etwas anders. Er spricht von einer "Pflichtaufgabe im eigenen Wirkungskreis". Aus dem Beamtendeutsch in verständliches Deutsch übersetzt: Das System muss laufen und vor allem überall funktionieren - von Unterschleißheim bis Aying, in der Universitätsstadt Garching und im Isartal.

Der Landkreis München plant Großes. Er will beim nichtmotorisierten Individualverkehr eine Vorreiterrolle im Freistaat einnehmen - und den Bürgern vor allem beim Radeln ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Schon bald sollen die Menschen auf sogenannten Radschnellwegen in die Arbeit oder zum Einkaufen sausen können, ohne von lästigen Ampeln und Kreuzungen ständig ausgebremst zu werden. Diese Wege sollen von den Kommunen des Landkreises in die Landeshauptstadt führen - aber die Parteien im Landkreis wollen auch sogenannte Tangentialverbindungen auf den Weg bringen, also gut ausgebaute Radwege zwischen den Städten und Gemeinden.

Und all diese topmodernen Trassen sollen die Bürger künftig auch mit Leihrädern befahren können. Wenn es nach Landrat Göbel und der überwiegenden Mehrheit der Kreisräte geht, auch mit Rädern der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die bereits in großer Zahl in München zur Verfügung stehen. An der Münchner Freiheit hat die MVG eine Vorzeige-Haltestelle aufgebaut, an der gewissermaßen alle Verkehrsmittel vom Taxi über die U-Bahn bis zum Leihrad auf engstem Raum miteinander vernetzt werden.

Auch den Bürgern im Landkreis soll künftig die Möglichkeit geboten werden, auf den blau-grauen Rädern der MVG unterwegs zu sein. "Wir sind dafür verantwortlich, dass das System über den Landkreis hinaus funktioniert. Und das schaffen wir wohl am besten, wenn wir die MVG mit ins Boot holen", sagt Landrat Göbel - und meint damit auch, dass der private Wettbewerb in diesem Bereich zwar richtig sei, der Landkreis aber auch eine Verantwortung gegenüber seinen Bürgern habe. Wenn der Landkreis in ein Leihrad-System einsteige, müsse dieses zwar ausgeschrieben werden, als "Pflichtaufgabe" könne der Kreis aber letztlich auch entscheiden, welchen Anbieter er mit ins Boot holt. Ein Gespräch mit der Geschäftsführung der MVG habe schon stattgefunden, sagt der Landrat.

Einen bereits erfolgreichen Anbieter als Partner zu generieren, sei schon deshalb sinnvoll, weil die Anforderungen in den 29 Kommunen des Landkreises sehr unterschiedlich sind, sagt auch Grünen-Kreisrat Markus Büchler: In Garching etwa sind viele Studenten unterwegs, die sich spontan auf ein Rad schwingen, schnell unterwegs sind und das Bike dann auch schnell wieder abstellen wollen. Dafür sei das System der MVG mit ihrer App optimal. In eher ländlichen geprägten Ortschaften im südlichen Landkreis biete es darüber hinaus die Möglichkeit, feste sogenannte Radstationen einzurichten - die Nutzer müssen die Räder dann an diesen Terminals abstellen. Diese Stationen können jeweils an den individuellen Bedarf angepasst werden, lässt die MVG verlauten - eine Station mit zehn Stellplätzen und acht Rädern, etwa am S-Bahnhof Deisenhofen, kostet die Kommune 25 000 Euro. Der Landkreis wird sich bei der Anschaffung beteiligen.

Es wird also nicht mehr lange dauern, bis Menschen auf Leihrädern der MVG auch im Landkreis München unterwegs sein werden; per App können die Bürger dann ein Radl freischalten, losfahren und das Bike in den großen Orten auch abstellen, wo sie wollen. Im Normalpreis wird die Nutzung acht Cent pro Minute kosten, das Jahrespaket 48 Euro.

© SZ vom 02.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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