Landkreis-Pass:Tariferhöhung mit Folgen

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Auch Inhaber der Ehrenamtskarte haben Anspruch auf den Landkreis-Pass und eine verbilligte Isar-Card. (Foto: Claus Schunk)

Der Preisanstieg beim MVV belastet auch den Kreis. Denn der subventioniert die Fahrkarten von Sozialhilfeempfängern, Arbeitslosen, Flüchtlingen und Ehrenamtlichen

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Bereits im September hat die Gesellschafterversammlung im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) beschlossen, die Ticketpreise zum Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres um durchschnittlich 2,8 Prozent anzuheben. Diese Tariferhöhung hat auch Auswirkung auf den Kreishaushalt, schließlich bezuschusst der Landkreis München als freiwillige Leistung Inhaber des sogenannten Landkreis-Passes beim Erwerb einer Isar-Card. Momentan kostet eine Isar-Card S monatlich 64,56 Euro, der Eigenanteil des Inhabers eines Landkreis-Passes liegt bei 24,60 Euro, der Kreis beteiligt sich jeweils mit 39,96 Euro.

"Dieser Betrag wird definitiv steigen - und wir werden uns anpassen müssen", sagte Landrat Christoph Göbel (CSU) bei der Vorstellung der Zwischenbilanz des Landkreis-Passes im Sozialausschuss. Von Dezember an wird der Eigenanteil für eine Isar-Card im Landkreis auf 25,10 Euro steigen - wie hoch der Anteil des Kreises dann sein wird, könne derzeit noch nicht abgeschätzt werden, sagte Göbel: "Aber wir müssen uns darauf einstellen, mehr zuzuschießen." Der Kreisausschuss signalisierte fraktionsübergreifend Bereitschaft, den Landkreis-Anteil im kommenden Jahr weiter zu erhöhen; ohnehin, ließ die Verwaltung verlautbaren, würden die Haushaltsmittel für den Landkreis-Pass bisher nicht ausgeschöpft.

Dass sich der Landkreis-Pass, der insbesondere für Personen gedacht ist, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Grundsicherung für Arbeitssuchende) sowie nach Sozialgesetzbuch XII (Sozialhilfe) erhalten, so gut entwickelt, liegt auch daran, dass Zahl der Flüchtlinge im Landkreis kontinuierlich ansteigt. Mittlerweile, das besagt die Bilanz des Landratsamtes, stellen Asylbewerber fast die größte Gruppe der Antragsteller für den Landkreis-Pass. Bis zum 31. August dieses Jahres hatten insgesamt 8981 Menschen einen Landkreis-Pass beantragt - davon waren etwa 36 Prozent anerkannte Flüchtlinge und 40 Prozent Bürger, die Leistungen nach SGB II beziehen. "Wir gehen aber davon aus, dass die Zahl der Asylbewerber, die einen Landkreispass beantragen, weiter steigen wird", sagt Landrat Göbel; schließlich prognostiziert das Landratsamt derzeit, dass bis Ende 2016 mehr als 9000 Flüchtlinge in den Landkreis kommen werden. Für den Kreishaushalt bedeute dies, dass im kommenden Jahr mit Kosten von mehr als 4,1 Millionen Euro zu rechnen sei, sagte Göbel. Die Kreisrätinnen Ilse Weiß (CSU) und Johanna Hagn (SPD) würdigten den Landkreis-Pass ob seiner Popularität unisono als "wichtigen Beitrag" des Landkreises. "Das Instrument hat sich seit seiner Einführung wirklich bewährt", sagte Hagn. Auch zahlreiche Ehrenamtliche sowie junge Landkreisbürger im Bundesfreiwilligendienst oder im sozialen Jahr nehmen den Landkreis-Pass in Anspruch.

Dies liegt auch daran, dass die Zahl der sogenannten Akzeptanzpartner weiter ansteigt. Durch gezielte Werbung in den Kommunen sowie in Sportvereinen und im Kultur- und Gesundheitsbereich konnten bisher 67 solcher Kooperationspartner gewonnen werden, die den Inhabern des Passes etwa Vergünstigungen beim Schwimmbadbesuch, bei Konzerten, Bewerbungsfotos oder Fitnesskursen anbieten.

Als großen Erfolg kann der Landkreis zudem die gemeinsam mit der Landeshauptstadt neu ins Leben gerufene Medikamentenhilfe verbuchen, sagte Göbel. In 22 Apotheken des Landkreises München, 36 in der Hauptstadt sowie vier im Landkreis Ebersberg erhalten sozial schwächere Bürger Nachlässe auf verschreibungspflichtige Medikamente. Sozial schwächer gestellte Bürger verzichteten aus Kostengründen oftmals auf den Gang in die Apotheke, begründete die Verwaltung im Landratsamt ihren Vorstoß in Zusammenarbeit mit der Stadt sowie der Landesapothekenkammer und der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns - das Angebot richtet sich ebenfalls an Menschen, die Arbeitslosengeld oder Sozialgeld beziehen und an Asylbewerber.

Um den bürokratischen Aufwand weiter einzugrenzen, setzte der Sozialausschuss zudem durch, die Gültigkeit des Landkreis-Passes von sechs auf zwölf Monate zu verlängern.

Informationen rund um den Landkreis-Pass bietet die Homepage des Landratsamtes (www.landkreis-muenchen.de).

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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