Mitsprache:Kinder an die Macht

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Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen wird groß geschrieben. (Foto: Johannes Simon)

Im neuen Leitbild des Kreisjugendrings spielt Partizipation eine große Rolle

Von Christina Hertel, Landkreis

Partizipation steht ganz oben, wenn es um Jugendarbeit geht. Das zeigen die jüngsten Jugendversammlungen in Kommunen des Landkreises und auch das neue Leitbild des Kreisjugendrings München Land. Darin setzt sich der Verband für mehr Partizipation und Mitverantwortung ein. Die Jugendreferentin Eva Karbaumer (Grüne) aus Unterhaching fordert sogar, Erzieher in Kindergärten für dieses Thema zu schulen. Mitverantwortung, sagt Bernd Streppel, der stellvertretende Vorsitzende des KJR, gehe schon im Kleinen los. "Kinder sollen mitreden, wie ihr Jugendhaus aussehen soll, welche Farben man nehmen und wie es gestaltet werden könnte." In den nächsten Jahren soll die Partizipation von Kindern und Jugendlichen im KJR in allen Bereichen mehr werden. So ist geplant, die Kommunen zu ermuntern, Kinder und Jugendliche mitbestimmen zu lassen, etwa wenn es um die Gestaltung des Ortes geht. "Wenn die Jugendlichen es gewohnt sind, ihre Meinung einzubringen, gehen sie vielleicht auch eher wählen", sagt Streppel.

Im Lehrplan für Grundschulen ist vorgesehen, dass die Kinder lernen, wie eine Gemeinde und die Mitsprache dort funktionieren. Auch ein Besuch im Rathaus ist vorgesehen. "Meist sitzen die Kinder einfach nur da, hören zu und gehen danach nach Hause", sagt Karbaumer. Das muss nicht so sein. Eine vierte Klasse der Grundschule Unterhaching bekam durch ihren Besuch beim Bürgermeister das, was sie wollte, nämlich einen neuen Basketballkorb. Eigentlich stimmten sie nur aus Spaß darüber ab, meinten ihre Forderung aber ernst und wandten sich im Nachhinein an das Gemeinderatsmitglied Günther Stäblein (CSU). Der stellte einen Antrag, dieser wurde bewilligt und jetzt steht der Basketballkorb im Ortspark. Stäblein sagt: "Wenn man etwas beharrlich verfolgt, kommt man am Ende auch zum Ziel."

Ausdauer und Willenskraft der Jugendlichen selbst sind wohl auch notwendig, wenn es mit der Forderung nach mehr Partizipation etwas werden soll. Denn am Ende sind es ja die Kinder, die darauf auch Lust haben müssen. Unter dem Dach des KJR haben sich 27 Jugendverbände und drei örtliche Jugendgemeinschaften zusammengeschlossen. Insgesamt kommt er so auf 40 000 Mitglieder. Die Verbände haben die Möglichkeit, zu den Hauptversammlungen des Kreisjugendrings Anträge einzubringen. Nur zwei kamen für die vergangene Versammlung zustande. Ein Positionspapier des KJR-Vorstands zur Flüchtlingsthematik und ein Antrag der DGB-Jugend, dass sich der Kreisjugendring für mehr sozialen Wohnungsbau einsetzen soll. Das ist abstrakter als ein Basketballkorb und wird sich wohl nicht so schnell realisieren lassen. Streppel räumt ein, dass zu den Vollversammlungen oft viele Erwachsene kommen, die dann die Belange der Jugendlichen vertreten, und nicht ganz so viele Jugendliche selbst. Damit es dabei nicht bleibt, fordert die Jugendreferentin Karbaumer, früher anzusetzen. So könne man das Personal in den gemeindlichen Kindergärten im Hinblick auf Partizipation besser schulen und zum Beispiel Kinder mitbestimmen lassen, was es zu essen gibt. Denn die Kleinen sollen von Anfang an sehen, dass ihre Meinung etwas zählt.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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