Kreis uns quer:Integration wagen

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Der große Landkreis München kann zum Vorbild für kleinere werden, indem er die Veränderung der Gesellschaft aktiv mitgestaltet

Kolumne Von Martin Mühlfenzl

Stephan Weil ist gelungen, was Angela Merkel diesmal womöglich nicht mehr hinbekommt: Niedersachsens Ministerpräsident hat nach seinem Wahlsieg in Rekordzeit eine große Koalition auf die Beine gestellt und danach gesagt, die Großen - also SPD und CDU - wollten nun auch Großes leisten. Das freilich ist Politikersprech vom Allerfeinsten, wenig verbindlich, dennoch kaum zu widerlegen. Friedrich von Schiller wurde da einst schon konkreter: Wer etwas Großes leisten will, muss tief eindringen, scharf unterscheiden, vielseitig verbinden und standhaft beharren.

Beharrlichkeit, Verbindlichkeit, Tiefgang, klare Kante. Der Jurist Weil und der Dramatiker Schiller hatten schon beide irgendwie recht. Oft gelingt es zunächst den Großen, die Kraft aufzubringen, große Dinge anzuschieben. Und Bleibendes zu hinterlassen. Wer Ernst Weidenbusch Glauben schenkt, darf davon ausgehen, dass der Landkreis München - der bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste im Freistaat - drauf und dran ist, in einem Bereich Entscheidendes zu leisten, der die Republik kurzfristig in Atem gehalten hat und langfristig verändern wird: beim Zuzug und der Integration von Flüchtlingen.

Mehr noch: Der Landtagsabgeordnete aus Haar - er gehört im Übrigen der CSU an - ist überzeugt, dass diese Veränderung eine zum Guten sein kann. In der letzten Sitzung des Kreistags in diesem Jahr sang Weidenbusch das Hohelied auf die Kommunalpolitik, die Mitarbeiter im Landratsamt und den Rathäusern, alle Ehrenamtlichen und eigentlich den gesamten Landkreis, die sich seit dem Sommer 2015 den Herausforderungen gestellt haben, welche der Zuzug vieler tausend Menschen aus anderen Kulturen mit sich bringt.

Die Bereitschaft der Menschen im Landkreis, diesen Wandel anzunehmen, ihn gestalten zu wollen, ist grundsätzlich vorhanden. Es braucht aber verbindliche Regeln, um große Herausforderungen zu meistern. Ein Konzept. So war es am Grünen Christoph Nadler, im Kreistag den neuen Integrationsfahrplan des Landkreises zu loben und allen anderen Landkreisen als Handlungsanweisung ans Herz zu legen. Tatsächlich ist das Werk aus dem Hause von Landrat Christoph Göbel keine Aneinanderreihung schöner, sozial angehauchter Worte, sondern ein klar strukturiertes Programm.

Der große Landkreis München kann sich - was er in Teilen ohnehin schon ist - zum Vorreiter bei der Integration entwickeln. Und zu einer modernen, bunten und offenen Gesellschaft, die keine Angst vor Veränderungen haben muss. Rückschläge werden dabei nicht ausbleiben, aber wenn es ein Großer schafft, kann das die Kleineren nur ermutigen, denselben Weg einzuschlagen. "Wer nichts waget, der darf nichts hoffen", heißt es in Schillers Wallenstein. Der Satz könnte auch von Ernst Weidenbusch sein.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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