Kreis und quer:Wer setzt aufs richtige Pferd?

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Horst Seehofer und Markus Söder laufen um den Großen Preis von Bayern. Vom Ausgang des Rennens hängt ab, wer Karriere macht. Auch für die CSU-Granden im Landkreis geht es um viel

Von Michael Morosow

Der römische Kaiser Caligula und sein Rennpferd Incitatus werden wohl nie die ewige Ruhe finden. Stets wenn es gilt, eine Personalentscheidung madig zu machen, biegt jemand um die Ecke und verhöhnt den Beförderten mit den Worten: "Das ist die schlimmste Personalentscheidung, seit Kaiser Caligula sein Pferd zum Konsul ernannt hat." Zuletzt ging dergestalt mit dem SPD-Generalsekretär Hubertus Heil der Gaul durch, als er den zum Verkehrsminister aufgerückten Alexander Dobrindt (CSU) schmähte. "Die schlechteste Personalwahl, seit Caligula sein Pferd zum Senator ernannt hat", schnaubte der Sozi auf Twitter. Es soll dahingestellt bleiben, ob mit Incitatus' Bestallung tatsächlich der schlechteste Kandidat das Rennen gemacht hat. Krasse Verfehlungen des Gaules sind jedenfalls nicht überliefert.

Auf das richtige Pferd zu setzen, ist aber auch im aktuellen politischen Betrieb eine Kunst, die man verstehen muss. Allzumal in Bayern, wo 2018 gewählt wird und, um im Bild zu bleiben, der Aufgalopp dazu bereits begonnen hat. Für die CSU will bekanntlich wieder Horst Seehofer um das Amt des Ministerpräsidenten kandidieren. Noch hat er eine Pferdelänge Vorsprung, doch nach dem Debakel bei der Bundestagswahl und ersten Rücktrittsforderungen spürt er mehr denn je den heißen Atem seines Verfolgers Markus Söder im Nacken, der seit langem schon öffentlich mit den Hufen scharrt. Wer letztlich den Großen Preis von Bayern gewinnen wird?

Für die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer aus Unterhaching, den Bundestagsabgeordneten Florian Hahn aus Putzbrunn und damit auch für den Landkreis München kann der Zieleinlauf durchaus von Bedeutung sein. Seit März ist Kerstin Schreyer als neue Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung im Amt, protegiert von Horst Seehofer. Es gilt als gesetzt, dass die 46-Jährige ihrem Förderer näher steht als dem Staatsminister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat. Würde Söder der Siegerkranz um den Hals gelegt, könnte ihr Standing Schaden nehmen und ihr Wort an Gewicht verlieren. Es wäre auch ungut für den Landkreis, dessen Interessen Schreyer an exponierter Stelle vertritt.

Und Florian Hahn, der seit 2009 für die CSU im Bundestag sitzt? Der 43-Jährige hat bislang öffentlich zwar noch kein Wort wider Horst Seehofer geäußert, doch dass er lieber einen Steigbügelhalter für Markus Söder abgeben würde, kann er nur schwer verbergen. Im Juni saß er im Siegertsbrunner Festzelt am Tisch mit dem Heimatminister und bescheinigte diesem die Qualität, Ministerpräsident zu werden. Zuletzt, beim "Heimatfrühstück" der CSU Gräfelfing und einem politischen Abend der CSU München-Land in Oberhaching, gaben beide ein vertrautes Gespann ab. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis Hahn sich auch öffentlich als Söderianer bekennt.

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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