Kreis und quer:Visionen mit Captain Kirk

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Wir müssen realistisch bleiben, sagt der Landkreis und hat seine Energievision abgespeckt. Vielleicht hätten ihm "Die Übersinnlichen" helfen können, die im März in Taufkirchen landen

Von Iris Hilberth

Es war einmal ein Landkreis, der hatte eine große Vision. Er träumte von unzähligen begeistert radelnden Menschen, von tollen Windrädern, von einer unbegrenzten Mobilität ohne Staus und auch von finanziell sprudelnden Geothermiequellen. Er glaubte sogar daran, dass all die Leute hier bereit wären, immer weniger Energie zu verbrauchen. Nun waren Visionen aber aus der Mode gekommen. Visionen sind etwas für Träumer. Schließlich hatte schon der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt gewarnt: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen." Das hat man sich dann offenbar doch zu Herzen genommen und jeder im Landkreis sagte plötzlich: Man muss schon realistisch bleiben. Das sahen selbst die ein, die immer noch an den Duracell-Hasen glauben und meinen, der könnte allein mit regenerativer Energie so lange durchhalten. Mal abgesehen von irgendwelchen Rechenzentren, die Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle als die totalen Energiefresser ausgemacht hat. Ein solches Unternehmen, hat er ausgerechnet, würde so viel Strom verbrauchen wie ganz Oberhaching, wenn alle Einwohner bei minus 25 Grad zum Duschen gehen würden. Na, sauber!

Jetzt gibt es also die "Klima. Energie. Initiative 29++". Viel Beratung. Viel Aufklärung. Viel heiße Luft. Aber alles realistisch. Und jeder soll bei der Durchschau des Maßnahmenkatalogs merken: Mit Visionen will keiner mehr etwas zu tun haben. Schade eigentlich. Denn das Schöne an Visionen ist doch, dass sie unrealistisch sein dürfen, sonst wären es doch keine Visionen. Und mitunter haben sie die Menschheit sogar vorangebracht. Sonst wäre zum Beispiel niemals das Beamen erfunden worden. Auch so ein Energiethema. Unvergessen ist die Aufforderung von Captain Kirk an seinen leitenden Ingenieur auf dem Raumschiff Enterprise: "Scotty, Energie!" Und schon ist das Mobilitätsproblem gelöst. Ganz ohne Stau, ohne Energieausweis, ohne Radschnellwege und ohne intelligentes Ladenetz für Elektrofahrzeuge. Energie-Probleme hatte die Enterprise jedenfalls nicht, auch keinen Ärger mit Abgaswerten und jährlicher Pro-Kopf-Emission.

Vielleicht sollte der Landkreis mal den März abwarten. Da steht ihm nämlich ein großer Kongress ins Haus. Im Taufkirchner Ritter-Hilprand-Hof haben tatsächlich "Die Übersinnlichen" ein zweitägiges Treffen anberaumt. Das könnte nun wirklich mal Visionäres ans Licht bringen. Vor allem steht nicht nur Hellsehen auf dem Programm sondern auch der Vortrag: "Den Körper spüren, Energien wahrnehmen."

© SZ vom 17.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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