Kreis und quer:Viel Verkehr hier

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Im Norden reiht sich Baustelle an Baustelle. Und im Süden des Landkreises? Da lassen sich jahrhundertealte Konzepte für die Verlängerung der U-Bahn bis nach Aying bestaunen

Von Iris Hilberth

Die Sommerferien sind vorbei und alle wieder da. Man könnte fast meinen, es sind sogar noch ein paar mehr geworden, die jetzt vor einem die Straßen verstopfen. Im Norden des Landkreises herrscht nahezu Stillstand. Der Verkehrsfunk rät allen, die sich trotz abschreckender Stauprognosen zwischen dem Föhringer Ring, dem verengten Isarring und der Baustelle auf der A 99 mit dem Auto fortbewegen möchten, sie sollten ein bis zwei Stunden mehr Fahrtzeit einrechnen. Wer dieses Gebiet dennoch nicht meidet, stellt rasch fest: war kein Witz. Zu Fuß geht schneller.

Da ist es schwierig, sich mit dem Gedanken zu trösten: Irgendwann sind all die Baustellen wieder weg und dann wird alles gut. Wird es das wirklich? Was soll eine zusätzliche Spur auf Münchens Ostumfahrung ausrichten, wenn demnächst hier angeblich 40 Prozent mehr Lastwagen fahren? In den Gemeinden entlang der A 99 ist man skeptisch und denkt schon wieder über Parallelstraßen und den Autobahnsüdring nach.

Im Süden will man davon natürlich nichts wissen. Läuft ja im Moment auch ganz gut hier. Vor allem im Hachinger Tal ist die Zeit der Baustellen erst einmal vorbei. In Oberhaching genießt man die wiedergewonnene Freiheit, durch den Ort fahren zu können, statt über die M 11 zu kriechen. Der Grünwalder Weg in der Nachbargemeinde ist auch wieder offen - Autofahrer, was brauchst du mehr? Einen Südring jedenfalls nicht, denkt man sich hier und setzt viel lieber auf neue Radwege. In Brunnthal waren diese Woche 50 (!) Gäste zur Einweihung der neuen Verbindung nach Höhenkirchen-Siegertsbrunn geladen - und die sind auch fast alle gekommen. So wichtig sind Radwege hier, dass demnächst analog zur Blaskapelle der Autobahndirektion sicher auch ein Radwegeorchester gegründet wird, das bei solchen Anlässen aufspielt. Man muss dazu wissen, dass sogar in dem Wappen der Gemeinde Brunnthal ein Radweg abgebildet ist. Grundschulkindern wird im Heimat- und Sachunterricht zwar immer noch erklärt, das sei die alte Römerstraße durch den Hofoldinger Forst. Die gibt es natürlich auch noch, doch mit moderner Infrastruktur für das anbrechende Zeitalter der E-Bikes lässt sich doch viel besser punkten.

Überhaupt ist man im südlichen Landkreis mit der Verkehrsplanung schon seit vielen Jahrhunderten so vorausschauend, dass heutige Mobilitätskonzepte ein Dreck dagegen sind. In Aying wurde in dieser Woche sichtbar, wovon man andernorts noch träumt: Eine unterirdische Höhlenanlage, gegraben von Verkehrsplanern zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert. Die Sache ist klar: Hier sollte die U-Bahn-Verlängerung in den südöstlichen Landkreis entstehen. Warum nie eine Bahn fuhr, bleibt ein Rätsel. Es wird vermutet, es gab in dem Moment einen Baustopp, als die Bayerische Bauordnung erfunden wurde.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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