Kreis und quer:Ungeahnte Karriere

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Zwei Meter hoch, drei Meter breit - ein Zaun aus Oberhaching schafft es in die nationalen Nachrichten. Das ist auch schon ganz anderen Besonderheiten aus dem Landkreis gelungen - etwa der Dackeldame Vita

Von Iris Hilberth

Wahrscheinlich kennen viele Menschen in Deutschland jetzt Oberhaching. Allerdings nicht wegen der jüngsten Auszeichnung der Sportschule beim Kongress der Internationalen Vereinigung Sport- und Freizeiteinrichtungen in Köln. Dann vielleicht durch die Erfolge der Interkommunalen Lärmschutz-Initiative, die von Deisenhofen aus mit der Bahn ringt? Wohl kaum. Es ist ein Holzzaun, der die Gemeinde in der vergangenen Woche so richtig berühmt gemacht hat. Zwei Meter hoch, drei Meter breit, eine Bretterwand, die anscheinend bundesweit einmalig ist. Denn wer vermutet hat, dass Maximilian Müller mit seiner Barriere auf dem gut hundert Meter langen öffentlichen Verbindungsweg zwischen Karl- und Tisinstraße höchstens die Gemüter von ein paar Oberhachingern erregt, wird überrascht sein, diesem von seiner Architektur her eher schlichten Bauwerk plötzlich auf allen Kanälen zu begegnen - vom Sat1-Frühstücksfernsehen über die Abendschau des Bayerischen Rundfunks bis hin zur Bild. Sogar der Norddeutsche Rundfunk reiste ins Hachinger Tal, um in "Extra 3" über die vernagelten Oberbayern zu berichten. Als ob irgendjemand zwischen Elmshorn, Buxtehude und Stralsund jemals über das Grundstück von Maximilian Müller in Oberhaching laufen will. Aber komische Geschichten aus dem Freistaat mit seltsamen Bayern sind im Norden immer ein Schenkelklopfer. Die Mitarbeiter im Oberhachinger Rathaus sind zwar einigermaßen verwundert über das Medieninteresse, versuchen sich aber damit zu trösten, dass es offenbar keine anderen Probleme im Ort gibt. Bürgermeister Stefan Schelle vermutet zwar, dass die Gemeinde irgendwie schlecht wegkommt in der Geschichte, freut sich aber spitzbübisch darüber, im Interview dermaßen bairisch geredet zu haben, dass die in Norddeutschland eh nichts verstehen.

Es mag die Oberhachinger vielleicht auch trösten, dass es den Nachbargemeinden mit der Berühmtheit nicht besser ergeht. Man denke nur an Grünwald, wo Kamerateams vor einigen Jahren tagelang ein Erdloch in den Isarauen belagerten und darauf warteten, dass die Feuerwehr Dackeldame Vita retten würde. Oder die Geschichte mit der Angestellten der Gemeinde Aschheim, der wegen unerlaubten Geschirrspülens fristlos gekündigt worden war. Unvergessen bleibt bundesweit sicher auch die Gruß-Initiative des früheren Taufkirchner Bürgermeisters Jörg Pötke, der Buttons mit dem Aufdruck "Hallo" in seiner Gemeinde verteilte und damit keineswegs die Höflichkeit im Ort förderte, sondern Kritik und Häme einstecken musste. Mit dieser Aktion schaffte er es nicht nur in die Lokalzeitungen, sondern auch ins Handelsblatt, die Welt, die Südwestpresse, den Tagesspiegel und sogar in die Märkische Zeitung. Nur bairisch hat der Bürgermeister nicht geredet. Er kommt aus Hamburg.

© SZ vom 23.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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