Kreis und quer:Schirmherr und Gentleman

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(Foto: N/A)

Bald geht sie wieder los, die Wiesn. Zum größten Volksfest der Welt pflegt mancher Landkreisbürger eine enge Beziehung. Einige verbinden mit ihm sogar ganz besondere Erinnerungen. Zum Beispiel: Landrat Christoph Göbel

Von Claudia Wessel

Noch 42 Tage bis zur Wiesn. Sicher wird der 19. September wieder ein herrlicher Altweibersommertag sein, an dem sich junge und ältere Damen ins Dirndl werfen, die Herren der Schöpfung in fesche Lederhosen und dann "Auf geht's". Dass es so prickelt beim Auftakt des Oktoberfestes, liegt aber nicht nur an der Aussicht auf eine Mass Bier und ein resches Hendl, sondern auch zum großen Teil an der Aussicht auf Liebe.

Ja, das größte Volksfest der Welt ist auch ein Ort der Begegnung von Männlein und Weiblein, und am ersten Wiesn-Sonntag in der Bräurosl auch von Männlein und Männlein. Es wird in den Zelten und drumherum geflirtet, was das Zeug hält, und aus vielen solcher unverbindlichen Kontaktaufnahmen sind schon feste Liebesbeziehungen, ja sogar glückliche Ehen geworden. Wer daran zweifeln möchte, dem sei ein prominentes Beispiel genannt: Landrat Christoph Göbel höchstpersönlich lernte seine heutige Frau Ochmaa auf dem Oktoberfest kennen. 2010 begleitete die Deutsch-Dolmetscherin auf Einladung von Starnbergs Landrat Karl Roth den damaligen deutschen Botschafter in Ulan Bator, Pius Fischer, mit seiner Delegation auf die historische Wiesn. Dort trafen Ochmaa Dinikor und Christoph Göbel erstmals zusammen. Inzwischen sind sie verheiratet und haben zwei Kinder.

Nun ist aber leider nicht jeder Mann ein solcher Gentleman wie Göbel. Viele männliche Wiesn-Gäste brauchen erst Nachhilfe in Sachen gutes Benehmen, wobei nicht zuletzt die Aktion "Wiesn Gentleman" der Drogenberatungsstelle Condrobs helfen will. Ein "feierbegeisterter Wiesn-Besucher, der die Grenzen der anderen Menschen respektiert", sei ein solcher Mann, der findet: "Wenn sie nach dem Date allein nach Hause will, ist das ok." Dass es leider zahlreiche Gegenbeispiele im Laufe eines Oktoberfestes gibt, davon zeugt die "Aktion Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen". Diese gibt es seit 13 Jahren und sie arbeitet mit Condrobs in Sachen Gentlemen zusammen. Wobei es aber, wie die Polizeistatistik von der Wiesn 2014 zeigt, noch viel zu tun gibt. Zwei Vergewaltigungen, zahlreiche Grapschereien, mehrfaches Unter-den-Rock-Fotografieren wurden angezeigt.

Damit nicht nur die Verbrechen, sondern auch das fahrlässige Benehmen in den vielen Vorstufen immer mehr abnimmt, unterstützt heuer auch der Landkreis München die "Sichere Wiesn" mit einer noch größeren Geldsumme als bisher. Und nicht nur das: Christoph Göbel höchstpersönlich wird zum Schirmherren dieser Aktion, gemeinsam mit den Bürgermeistern der Landeshauptstadt, die schon im vergangenen Jahr diese Funktion einnahmen. Dazu kommt außerdem eine weitere Aktion: Vom ersten Schultag nach den Sommerferien an werden Mitarbeiterinnen der "Sicheren Wiesn" in 15 Schulen im Landkreis gehen und den Schülerinnen ab der achten Klasse wichtige Tipps für den Wiesnbesuch mit auf den Weg geben. Unter der Überschrift "I mog a Gaudi, koa Gfrett" sollen die jungen Mädchen selbstbewusst Kontakt aufnehmen, aber auch selbstbewusst sagen, wie weit dieser gehen soll. "Keine Angst vor Peinlichkeit" lautet ein Rat der Helferinnen. "Auch wenn man sich schon drei Bier hat ausgeben lassen, darf man danach Stopp sagen." Sollte man allerdings einem echten Gentleman begegnen, darf man früher oder später auch Ja sagen. So wie Ochmaa damals zu Christoph.

© SZ vom 08.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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