Kreis und quer:Mit Sankt Markus auf den Mond

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Der Rote und der Schwarze - was haben die wohl gemein? Der Nikolaus und Ministerpräsident Söder wollen Menschen am 6. Dezember eine Freude machen

Kolumne Von Michael Morosow

Der Nikolaus und der bayerische Ministerpräsident - vieles verbindet beide Zeitgenossen nicht. Allein der Umstand, dass der Rote es bei einem Auftritt im Jahr belässt, während der Schwarze täglich Land und Leuten seine Aufwartung macht, hebt sie deutlich voneinander ab. Dass den einen vor allem Kinder suspekt finden und vor ihm hinter die Couch flüchten, der andere eher in gewissen Erwachsenenkreisen Schrecken auslöst, ist ein weiteres Unterscheidungsmerkmal.

Nun aber, da wir uns mitten im Vor-Vor-Vor-Advent befinden und es allmählich Zeit wird, Nächstenliebe, Vergebung und Toleranz in uns einkehren zu lassen, soll es in der Folge nur noch um die guten Seiten beider Protagonisten gehen. Auf Anhieb fällt einem dazu die schier grenzenlose Großzügigkeit ein, die den Nikolaus wie auch Markus Söder auszeichnen. Wer heuer in den größeren Gabensack greifen kann, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht bestimmen, weil der gute Mann aus Myra erst am 5. und 6. Dezember die Kinder beglücken wird, während der Ministerpräsident trotz allen Wahlkampftrubels sich die Zeit nahm, alle seine Präsente schon im Sommer zu verteilen. Als wären Landespflegegeld, Landesfamiliengeld und Baukindergeld nicht schon genug, überraschte der gute Mann aus Nürnberg die Menschen im Landkreis München, ehe die hinter eine Couch flüchten konnten, außerdem mit einem Knallergeschenk: einer Raumfahrtstation in Ottobrunn.

Ein Zuckerl aus seiner Geschenkschachtel hat er freilich zurückgehalten, will er doch ausgerechnet am Nikolaustag nicht mit leeren Händen dastehen. Es handelt sich dabei um ein Geschenk, das auch den Vergaberichtlinien des Nikolaus' Rechnung trägt, also nur für die Guten gedacht ist: Sozialministerin Kerstin Schreyer aus Unterhaching hat vor wenigen Tagen die Nikolausverlosung für Inhaber der Bayerischen Ehrenkarte gestartet. "Als ein Zeichen des Dankes und der Anerkennung für den ehrenamtlichen Einsatz verlosen wir eine echte Attraktion", ließ die Ministerin wissen. Zehn Gewinner dürfen sich jetzt schon freuen.

Dürfen sie sich zusammen mit Markus Söder auf den Mond schießen lassen? Werden sie von ihm auf den Nürnberger Christkindlesmarkt eingeladen? Bekommen sie Eintrittskarten für das Champions-League-Finale? Nein, noch viel besser: Sie dürfen dem Ministerpräsidenten die Hand schütteln. Die Gewinner und je eine Begleitperson werden zum Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten am 11. Januar eingeladen und dürfen auf Kosten des Freistaates in München übernachten. Eine E-Mail mit dem Stichwort "Nikolausverlosung" an ehrenamtskarte@stmas.bayern.de genügt. Wenn das keine Attraktion ist! Da fällt es leichter, dem evangelischen Ministerpräsidenten Markus Söder seinen Lapsus vor zwei Jahren zu verzeihen. Da hatte der damalige Heimatminister doch glatt auf seiner Facebookseite den Weihnachtsmann mit dem Nikolaus verwechselt.

© SZ vom 10.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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