Kreis und Quer:Halbamtliche Urlaubsgrüße

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Von Kreta-Fans und Caipirinha-Testern: In der Ferienzeit zeigen sich auch die Kommunalpolitiker gern von ihrer lockeren Seite. Der eine mehr, der andere weniger öffentlich.

Von Bernhard Lohr

Letztens war die Bürgermeisterin außer Haus. Das Rathaus in Haar ließ verlauten, dass Gabriele Müller verreist sei. Sie sei mit dem Flugzeug geflogen und am Handy schwer zu erreichen. Der Empfang sei schlecht. Das war es dann also. Die Bürgermeisterin war entschwunden, weg für ein paar Tage, und keiner außer ihrer Familie und ihren Mitarbeitern wusste, wo sie sich aufhielt. Hat nicht jeder auch eine Privatsphäre verdient? Diese Frage wirkt beinahe überholt in einer Zeit, in der Menschen auf Facebook wie selbstverständlich ihr Innerstes nach außen kehren und sich Privates mit Öffentlichem vermischt.

Gabriele Müller geht zurückhaltend mit ihrem Facebook-Profil um. Ob sie Urlaub macht und wo, das hat sie jedenfalls bis jetzt stets für sich behalten. Im Vergleich dazu ist jemand wie der FDP-Kreisrat, frühere Landtagsabgeordnete und Schlagersänger Tobias Thalhammer eine Rampensau. Er sucht die Öffentlichkeit auf allen Kanälen. Gerade spazierte er im Fernsehen als Sommerreporter über die Copacabana und testete für einen privaten Sender, was es mit einigen Landes-Klischees auf sich hat. Ergebnis: Nein, nicht alle Brasilianer tragen am berühmtesten Strand der Welt einen Modellkörper zur Schau. Und ja, sie sind wirklich alle fußballverrückt. Nebenbei bestätigt Thalhammer mit der auf Facebook verbreiteten Posse das Bild vom lebenslustigen Politiker, der zu genießen versteht und sich nicht zu ernst nimmt.

Das sind Botschaften, die der Bürgermeister, der Landrat und der Abgeordnete gerade im Urlaubsmonat August über seine Facebook-Seite verbreiten kann. Dass er eine menschliche Seite hat, in fernen Länden Filme dreht oder sich mal locker machen kann. Landrat Christoph Göbel zeigt sich bei Besuchen in der mongolischen Heimat seiner Frau gerne auf dem Rücken von Dromedaren oder bei halboffiziellen Anlässen in legerer Urlaubskleidung. Der Grünen-Fraktionschef im Kreistag, Christoph Nadler, outet sich als Kreta-Fan. Beim Blick auf sein Facebook-Titelbild könnte man sich auf der Seite eines Griechenland-Reiseveranstalters wähnen. Als Sonnyboy grüßt Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern lässig im T-Shirt aus Italien. Und Florian Hahn, der als Abgeordneter im fernen Berlin seinem Beruf nachgeht, verbreitet Bilder vom Bräu in Aying. Ist das nicht das schönste Urlaubsziel der Welt? "Wie immer ein wunderbarer Ort, um zu arbeiten, zu essen oder einfach ein ausgezeichnetes Bier zu trinken!", schreibt er.

Was in der Urlaubszeit als locker-flockige Botschaft rüberkommt, ist bewusst gesetzt. Volksvertreter, die sich so outen, achten genau darauf, dass niemand glaubt, sie könnten sich einen faulen Lenz machen. Bürgermeister Kern postet fröhlich den Besuch bei der sizilianischen Zweigstelle des Brunnthaler Fliesenlegergeschäftes Schulz. Prima Essen, schreibt er noch, und nette Leute. Alles passt.

© SZ vom 13.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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