Kreis und quer:Freiluftmusik im Fußballstadion

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Im Landkreis gibt es fast alles. Nur leider keine große Bühne, auf der sich Marilyn Manson volltanken könnte

Von Stefan Galler

Was hat dieser Landkreis nicht alles zu bieten: Schlösser wie in Grünwald und Oberschleißheim, einen Bergtierpark im Ayinger Ortsteil Blindham, ein Naturbad in Furth/Oberhaching, diverse Kulturzentren, Biergärten, Wälder und den Deininger Weiher. Man kann also durchaus etwas unternehmen in der Freizeit, für jedes Wetter gibt es das passende Programm. Auch sportlich ist jede Menge geboten, vor allem Unterhaching hat für fast jeden Geschmack etwas im Repertoire: Spitzenvolleyballer, die besten Turner im Großraum München und einen Fußballverein, der bald wieder anklopfen will ans Tor der zweiten Bundesliga.

Nur eines sucht man bisher vergeblich, nämlich einen Ort, an dem auch mal das Schlagzeug traktiert und die E-Gitarre gewürgt wird, idealerweise im Freien. Eine Location für Open-Air-Konzerte oder andere Showveranstaltungen mit einer Zuschauerkapazität zwischen 8000 und 12 000, das fehlt übrigens auch auf Münchner Stadtgebiet, wo Freiluftmusik mittlerweile nur noch in der Fußgängerzone, im Olympiastadion/Theatron (70 000/5000 Plätze) oder am Königsplatz (gut 20 000) dargeboten wird.

Manfred Schwabl hat wohl erkannt, dass das Unterhachinger Fußballstadion genau diese Lücke füllen könnte. Seine Vision soll ein komplett geschlossener Sportpark sein, der sich auch dadurch refinanziert, weil dort sechs bis achtmal im Jahr außergewöhnliche Veranstaltungen stattfinden sollen. Alles im Konjunktiv, denn die Idee ist noch völlig inoffiziell. Vermutlich will man die Hachinger Bevölkerung auch nicht verunsichern und ihr Horrorvorstellungen ersparen von zerberstenden Scheiben, wackelnden Möbeln oder nicht mehr möglicher verbaler Kommunikation beim Abendessen. Es sei keineswegs geplant, in Unterhaching Heavy-Metal-Konzerte auszutragen, sagt einer, der die Haching-Pläne kennt. Wobei nicht für jeden diese Musik unter Lärmbelästigung fällt; es gibt auch solche, die die Gemeinde fluchtartig verlassen dürften, wenn Schlagerikonen oder Kollegen von Kollegah die Bühne entern.

Die mittlerweile etwas älter gewordenen Bürger aus dem Süden und Südosten werden sich erinnern, dass Unterhaching schon zweimal ordentlich gerockt wurde. Damals fand am anderen Ende des Rollfeldes im heutigen Landschaftspark auf Neubiberger Seite zunächst das "Go Bang"-Festival 1997 mit David Bowie, Bad Religion und den Krawallbrüdern von Biohazard statt. Und zwei Jahre später ging die allererste Ausgabe des "Southside" dort zwei Tage lang. Mit Acts wie den Fantastischen Vier, Massive Attack, Blur, Placebo oder Muse. Es war ein großartiges Event mit 15 000 begeisterten Zuschauern - bis ganz am Schluss der stets gut geschminkte und oft vollbetankte Marilyn Manson auftrat, seine Bandmitglieder verprügelte und nach 20 Minuten keine Lust mehr hatte. Die Fans randalierten, die Polizei kam mit Tränengas. Dann wurde es still im Landkreis. Höchste Zeit, wieder aufzudrehen...

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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