Kreis und quer:Ein Plan B für 2021

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Die Erlediger unter uns konnten im abgelaufenen Coronajahr so gut wie nichts erledigen, die Verschieber kaum was verschieben. Jetzt warten lange To-do-Listen für 2021 auf sie

Glosse von Iris Hilberth

Ein Zeitmanager würde die Menschen wohl in zwei Kategorien einteilen: In die Erlediger und die Verschieber. Die einen haben ihre To-do-Listen schon fertig, da denken die anderen noch gar nicht daran, dass etwas zu tun ist. Sie arbeiten die Pläne pflichtbewusst ab, sind schon bei Kursen angemeldet, von denen noch niemand sonst weiß und beantragen einen neuen Ausweis lange bevor der alte abläuft. Die anderen verwerfen überraschende Gedanken an die Steuererklärung ganz schnell wieder, sehen den Abgabetermin der Studienarbeit immer noch weit in der Ferne und verschieben Arzttermine auf den nächsten Monat. Die Erlediger schauen meist mit einer Mischung aus Erstaunen und Verachtung auf die Verschieber.

Dabei sind solche Leute, deren Aufschieberitis übrigens, wenn sie chronisch wird, in psychologischen Fachkreises als "Prokrastination" bezeichnet wird, nicht unbedingt faul. Sie tun nur andere Dinge. Putzen das Bad, räumen den Keller auf oder füttern den Hamster, gehen Joggen und leben nach dem Prinzip: "Morgen ist auch noch ein Tag." Das kann mitunter handfeste finanzielle Folgen haben, oder einem sonst irgendwelchen Ärger wegen versäumter Fristen einhandeln. Und wenn es nur die Enttäuschung ist, weil man beim kurzfristigen Buchen einer Reise feststellt: Alle waren wieder schneller.

Für jene, die einen Hang zur Prokrastination haben, hatte das Jahr 2020 dann doch vielleicht etwas, was ihrem Naturell entspricht. So viel verschoben wurde noch nie: Olympische Spiele, die Fußball-EM, CDU-Parteitage, die Internationale Eisenwarenmesse, der Kinostart des neuen James-Bond-Films und die Mitgliederversammlung des Kleingartenvereins Unterhaching. Kann man alles ein Jahr später noch machen. Kann man?

Blickt man auf die Liste der wegen Cornona verschobenen Veranstaltungen allein im Landkreis München, so reicht die in ausgedruckter Form sicherlich zweimal von Unterschleißheim bis nach Straßlach-Dingharting. Feuerwehr-Jubiläen, Sommerfeste, Sitzungen, Ehrungen, Sportwettbewerbe, Konzerte, Ausstellungen das Aufstellen von Maibäumen. Das war nun erst mal nicht weiter schlimm. Die Leute haben stattdessen das Bad geputzt, den Hamster gefüttert, den Keller aufgeräumt und sind joggen gegangen.

Nun stehen also all diese 2020 nicht erledigten Dinge auf der To-do-Liste für 2021. Und zählen, wenn es ganz blöd läuft, mit den Plänen von 2021 zusammen zu den Erledigungs-Pflichten für 2022. Man kann sich vorstellen, wie viele Feuerwehrfeste dann gefeiert werden, wie oft ein neuer Vorstand gewählt werden muss, wie lange ein Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters bei Bürgerversammlungen dann dauert und wie viele Maibäume da zusammenkommen.

Eine solche Anhäufung von Verpflichtungen ließe sich vielleicht lösen, wenn man das Jahr 2020 einfach noch mal neu startet. 2020b quasi oder 2020 reloaded. So oft, bis der Plan auch für die Erlediger wieder aufgeht.

© SZ vom 02.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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