Kreis und quer:Ein Hoch auf den November

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Momentan haben viele einfach nur den Blues. Aber warum? Diese trübe Zeit hat doch auch ihre Vorteile

Von Iris Hilberth

Endlich November! Man darf früher schlafen gehen, weil die Tage kürzer werden, die lästige Gartenarbeit neigt sich für diese Saison dem Ende entgegen und die fette Daunenjacke verstopft nicht mehr den Kleiderschrank, sondern wird wieder zum ständigen Begleiter. Draußen ist es gefühlt immer nass, kalt und dunkel, und das ist Grund genug, um die Joggingschuhe bis zum nächsten Frühjahr in den Keller zu stellen. Finden Sie alles gar nicht so toll? Diese Meinung haben Sie nicht exklusiv. Vor einigen Jahren gab es eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag des Lifestyle-Magazins Lenz, um herauszufinden, welcher Monat bei den Deutschen am unbeliebtesten ist. Wenig überraschend stellte sich heraus, dass fast jeder Zweite den November am wenigsten leiden kann.

So wirklich fair ist das aber nicht. Wie der Deutsche Wetterdienst diese Woche den Novembermuffeln zum Start in den elften Monat mit auf dem Weg gab, ist der November weder der kälteste noch der regenreichste, und auch nicht der sonnenärmste Monat. Alles nur Vorurteile! Die anderen, die noch kommen, sind kein Stück besser. Im Gegenteil: Im Dezember scheint die Sonne sogar durchschnittlich 14,9 Stunden weniger und die Temperatur sinkt von 4,3 auf 1,1 Grad. Angenehm ist das nicht. Und doch hat keiner was gegen den Dezember.

Am Wetter allein also kann es nicht liegen, dass der November ein solch schlechtes Image hat. Vermutlich ist es vielmehr eine Furcht vor dem Nichts. Denn was kann man schon im November machen, außer sich über das Wetter ärgern? Der Altweibersommer ist endgültig vorüber, die Berghütten haben geschlossen und das letzte Eis ist gegessen. Weihnachten ist auch noch längst nicht in Sicht und Schnee gibt es nur auf dem Gletscher. November ist Vakuum. Die Abwesenheit von Materie in einem Raum, wie Physiker sagen würden. Weitgehend luftleer also. Und mitten in diese Zeit zwischen Spätsommerfreuden und Weihnachtsstress hat der Kultusminister auch noch die Herbstferien gepackt. "Wozu?" fragt man sich da. In anderen Bundesländern hießen sie einst Kartoffelferien, fanden allerdings bereits im Oktober statt. Zum Ernten gibt es jedenfalls in Bayern im November nichts mehr, weshalb sich alle in ihr Auto setzen und nach Süden stauen, in der Hoffnung, dort für wenigstens ein paar Tage dem Novemberblues zu entkommen und noch ein paar Sonnenstrahlen abzugreifen, bevor das Nichts dann gnadenlos bis zum Beginn der Adventszeit zuschlägt. Dabei sollte man den November ganz einfach mal mit den Augen eines Naturwissenschaftlers betrachten. Die sogenannte Quantenfeldtheorie besagt nämlich, dass das Vakuum der Zustand mit der tiefst möglichen Energie ist. Und dann wird auch klar, wozu die Herbstferien da sind: Zum Nichtstun. Es lebe der November!

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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