Kreis und quer:Die Welt ist nicht genug

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Garching wächst galaktisch schnell. Neuerdings auch nach oben. Für den Kleinplaneten, den sein Entdecker nach der Stadt benannt hat, gibt es indes noch keinen Flächennutzungsplan

Von Irmengard Gnau

Für das Wohlergehen ihrer Bürger Sorge zu tragen und die Gemeinde für die Zukunft zu rüsten, zählt zu den zentralen Aufgaben jeder Kommune. Schließlich bilden sie, das betont die bayerische Gemeindeordnung, die Grundlagen des Staates und des demokratischen Lebens. Wie sehr sich die Landkreiskommunen diesen Auftrag zu Herzen nehmen, ließ sich in der vergangenen Woche beobachten: Im Süden, in Grünwald oder Pullach, wie im Norden und Osten - Aschheim, Feldkirchen, Kirchheim - wird vorausschauend in moderne Energiequellen wie die Geothermie investiert, das digitale Fortkommen der Bürger mittels kostenfreien Wlans unterstützt nun auch Unterschleißheim. Die Stadt Garching aber geht noch weiter.

Viel weiter, urteilt man nach der Entfernung. Garching ist es nicht genug, neue Baugebiete an der Bundesstraße B 11 und in Hochbrück auszuweisen und das Forschungsgelände mit weiteren Instituten zu vergrößern. Garching strebt weiter, und nein, in diesem Fall ist die Welt nicht genug. Garching expandiert ins All. Die Universitätsstadt wächst, und schließlich zählt die Besiedelung neuer Planeten längst nicht nur unter Star-Wars-Vertrauten durchaus zu den möglichen Zukunftsszenarien, wenn es auf Erden in absehbarer Zeit einmal zu voll wird. Warum also nicht vorausplanen? Freilich klingen die Lebensbedingungen auf dem Kleinplaneten, den der Astronom Felix Hormuth gerade nach Garching benannt hat, noch nicht recht einladend - ein Gesteinsbrocken aus Silikaten und Eisen mit Temperaturen von bis zu minus 200 Grad Celsius. Aber es wäre doch gelacht, wenn sich die findigen Forscher am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik da nichts einfallen lassen könnten. Mit dem rechten Forschergeist und einem Schuss Genie könnte Bürgermeister Dietmar Gruchmann schon bald die erste Siedlung auf Garching - wahlweise auch Gouvirihhinga - extraterrestria eröffnen.

Je nach Form und Durchmesser könnte der erste Landkreisplanet bis zu zwölf Quadratkilometer Oberfläche bieten, Raum genug für neue Studentenwohnungen, Brunnen oder Grundschulen. Zu klären wäre nur, ob für künftige Planetensiedlungen auch der örtliche Mietspiegel gilt. Und natürlich, wie die Garchinger am Besten von Garching upon Earth nach extraterrestria kommen. Hier gilt es, mit der MVG geschickte Verhandlungen über eine Verlängerung der U 6 am Mars vorbei zu führen. Ist die wichtigste Infrastruktur erst einmal installiert, kann der Ausbau vom Klein- zum vollwertigen Planeten beginnen. Dann dürfte es nicht mehr lange dauern, bis die ersten Nachbarkommunen dem Beispiel folgen. In wenigen Lichtjahren könnten der Grünwalder Planet Superstar, angebunden mit eigenem Beaming-Portal, und der Krautplanet Ismaning durchs All schweben - als Teil der Göbelgalaxie.

© SZ vom 19.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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