Kreis und quer:Beam me up, Scotty

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Die Daniel Düsentriebs im Landkreis tüfeln an der Zukunft. Etwa an Avataren, die kranke Schüler im Unterricht vertreten

Kolumne Von Iris Hilberth

Wie mobil sind Sie denn? Tja, wenn man das immer wüsste. Ob Stop oder Go hängt ja nicht nur von einem selbst ab und ist zudem meist völlig unberechenbar. So versprechen die Politiker im Landtagswahlkampf allesamt, die Leute im Ballungsraum München wieder flott zu bekommen. Mit dem Fahrrad, mit mehr S-Bahnen oder gar mit einem Autobahn-Südring. Alles nichts Neues. Dann gibt es da noch die Idee von Ilse Ertl, Kandidatin der Freien Wähler, die vorschlägt, die Bevölkerung einfach nach Wunsiedel umzusiedeln, weil es dort nicht nur mehr Wohnungen, sondern auch weniger Verkehr gibt. Nichts gegen Oberfranken: Die meisten finden das trotzdem nicht so toll. Also gilt es das ganz große Rad zu drehen. Und das heißt nicht 365-Euro-Ticket. Denn bis das mal kommt, braucht man im Landkreis München gar keine S-Bahnen mehr. Und Straßen schon gar nicht.

Diese Woche hat sich der Kreisausschuss mal erklären lassen, was in den vom Landkreis mitfinanzierten fünf Technologie- und Gründungszentren an künstlicher Intelligenz, Automotive und Big Data bereits in der Pipeline ist. Klar, selbstfahrende Autos würden auch im Stau stehen und wenn jeder Fußballfan mit dem Flugtaxi zum Heimspiel des FC Bayern anreist, kann es über dem Luftraum der Fröttmaninger Arena auch eng werden. Aber vermutlich sind die Daniel Düsentriebs des Landkreises in den Tüftlerwerkstätten der Zukunft schon viel weiter, als wir denken. Diese Woche etwa wurden auf dem Garchinger Forschungscampus Prototypen von Weltraumaufzügen präsentiert. Nun gut, ein solcher "Climber", wie die Konstrukteure ihre Transporter in die Vertikale nennen, eignen sich kaum dazu, morgens schnell zur Arbeit zu kommen. Aber sie vermitteln das Gefühl, mitten in Oberbayern irgendwo in der Zukunft angekommen zu sein.

Diesen Eindruck werden bald auch Schüler der Ismaninger Realschule haben, wenn demnächst neben ihnen ein Avatar im Klassenzimmer Platz nimmt. Die kleinen Roboter sollen den Unterricht für diejenigen verfolgen, die krank zu Hause sind und so wenigstens virtuell dabei sein können. Ob dann irgendwann nur noch Avatare dem großen Roboter an der Tafel zuhören, während die echten Schüler zu Hause erst einmal ausschlafen und der Lehrer sein Leben ohne morgendlichen Stau genießt? Wer weiß!

Klar: Das klingt alles verdammt nach Science Fiction. Völlig utopisch. Aber dachten das die Zuschauer der Fernsehserie "Star Trek" in den Sechzigerjahren nicht auch? Touchscreens waren da zu sehen, Mobiltelefone und Speichersticks. Es gab Funk-Headsets, einen Universalübersetzer und Captain Kirk trug sogar eine Smartwatch. Die Filmemacher hatten sich damals von Wissenschaftlern beraten lassen und lagen dadurch bei der Technik der Zukunft richtig gut. Nur auf eines warten wir noch aus unseren Forschungszentren: Dass wir morgens nach dem Frühstück einfach nur sagen müssen: "Beam me up, Scotty."

© SZ vom 22.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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