Kreis und quer:Baggi buddelt das schon

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Wie sollen im Landkreis nur all die nötigen Wohnungen, Kitas und Schulen entstehen, wenn die Unternehmen keinen Termin mehr frei haben? Vielleicht bringt die Bauma Inspiration: Selbstfahrende Tunnelbohrer und hochintelligente Hydraulikbagger heißen die Lösungen

Kolumne von Iris Hilberth

Wer Kinder hat oder Enkel, dem ist dieser stets hoch motivierte und dauerfreundliche Arbeiter in Latzhose und gelbem Helm sicher schon mal über den Bildschirm gelaufen: Bob, dem Baumeister, ist kein Job zu mühsam, kein Plan zu kompliziert. Er hat volle Auftragsbücher und ist doch stets zur Stelle. Fachkräftemangel kennt er nicht. Ach, würde sich doch diese begnadete Trickfigur mal auf die vielen Ausschreibungen in den Gemeinden bewerben, er würde den Bauboom im Landkreis problemlos bewältigen. Ein Kinderspiel für so einen, auch noch die Kosten im Rahmen zu halten. Was aber Bob hat, was andere noch nicht besitzen: intelligente Baumaschinen, die von sich aus wissen, was zu tun ist.

Dass die sprechenden Buddels und Baggis nur Kinderkram sind und eine Baustelle eigentlich richtig viel Arbeit macht, wissen die Kleinen spätestens in der Grundschule. Deshalb will auch keiner mehr Maurer, Kranführer oder Gerüstbauer werden und die Firmen klagen über fehlenden Nachwuchs. Dabei ist die Idee mit den anthropomorphisierten Baumaschinen gar nicht so irre. Der sympathische Zeichentrickheld von der Baustelle war nur seiner Zeit etwas voraus. Was Staubsaugerroboter im Kleinen können, bewältigen Mega-Geräte bereits bei Großbaustellen: Auf der Bauma, die am Sonntag auf dem Münchner Messegelände zu Ende geht, sind riesige Schaufelbagger, gigantische Raupenkräne und gewaltige Tunnelbohrmaschinen der Hit. Vor allem auch, weil sie heutzutage so unglaublich intelligent sind. Die Digitalisierung im Bauwesen erweckt die Giganten zum Leben, Muldenkipper wie Hydraulikbagger wissen, was zu tun ist. Das Haus der Zukunft kommt aus dem 3D-Drucker. In Frankreich wurde solch eines bereits nach nur 33 Stunden bezogen.

Der Landkreis sollte also zugreifen, wenn diese Intelligenzbestien in Riem in den nächsten Tagen abgebaut werden. In den Rathäusern müsste man nicht mehr warten, bis mal irgendein Bauunternehmen einen Termin frei hat, um die neue Kita zu errichten, und das Landratsamt könnte einfach den autonomen Bagger losschicken, um den Radlschnellweg fertigzustellen. Die Tunnelbohrmaschine wiederum erledigt von alleine in Windeseile die Verlängerung der U5 nach Ottobrunn und buddelt gleich auch noch die Röhre für die U1 nach Unterhaching. Das sollte recht flott gehen. In Doha graben die Maschinen in 26 Monaten 111 Kilometer Tunnel für vier Linien. Die Metro, die dort noch heuer verkehren soll, wird natürlich fahrerlos sein. Alles machbar.

Den Overfly für die A 99 erstellt der Drucker, auch die Brücke über die Isar zwischen Pullach und Grünwald wäre auf diese Weise ruck, zuck fertig. Man stelle sich das mal vor: Der Bauamtsleiter programmiert bei den Baumaschinen einfach "Gymnasium Kirchheim, 95 Millionen Euro" und die Riesendinger legen los. Blöd nur, wenn sie nach dieser Summe abschalten und das Gebäude ist noch gar nicht fertig. Dann ist "Game over".

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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