Kreis und quer:Außenpolitik in den Genen

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Ob Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber oder Horst Seehofer - CSU-Politiker reisten immer schon gerne. Doch wenn der Münchner Landrat Christoph Göbel die Welt erkundet, hat das einen anderen Charme. Und er hat damit handfeste Erfolge

Von Wolfgang Krause

Die CSU hat in Bonn und Berlin bislang weder den Bundeskanzler noch den Außenminister gestellt. Das hinderte ihre selbstbewussten Politiker freilich nicht, sich im Ausland als große Staatsmänner zu gerieren - im Gegenteil. Berüchtigt sind die Reisen von Franz Josef Strauß, der sich als bayerischer Ministerpräsident nicht nur mit dem Apartheid-Präsidenten Pieter Willem Botha in Südafrika traf und zur Pinochetzeit nach Chile flog, sondern auch durchs damals völlig abgeschottete, kommunistische Albanien reiste und mit SED-Chef Erich Honecker auf die Jagd ging.

Karl-Theodor zu Guttenberg, damals noch Wirtschaftsminister im Berliner Kabinett, ließ sich in Was-kostet-die-Welt-Pose auf dem Times Square in New York von den Fotografen ablichten. Er genoss es sichtlich. Und im Grunde hätte einem damals schon auffallen müssen, dass dem Baron aus Oberfranken trotz des echten Adelstitels etwas Hochstaplerhaftes anhing. Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber und Noch-Ministerpräsident Horst Seehofer wiederum schafften es jetzt, sich just in den Tagen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau zum politischen Gespräch zu treffen, als der in Aleppo die syrische Opposition bombardieren ließ.

Wie ganz anders ist da doch Christoph Göbel. Wenn der Münchner Landrat mit seiner Frau Ochmaa in die Mongolei reist, ist das in erster Linie ein Verwandtenbesuch bei den Schwiegerleuten. Auf der Jagd kann man sich ihn eher als Bären vorstellen denn als Jäger. Und auch wenn er wahrscheinlich weltoffener ist als die meisten seiner Parteifreunde zusammengenommen - wie ein Weltmann wirkt er nicht auf dem Foto, das seine Frau diese Woche von dem Besuch im Parlament in der Hauptstadt Ulan-Bator auf Facebook gepostet hat. Vor allem aber steht sein Gastgeber Batkhuu Gavaa nicht im Verdacht, etwas Böses zu tun, das bei uns Schlagzeilen machen könnte. Dazu ist ein einfacher Abgeordneter in der Mongolei dann doch zu unwichtig, auch wenn er immerhin schon einmal seinem Land als Minister für Infrastruktur diente.

Und doch könnte der Besuch des Ehepaars Göbel nachhaltige Folgen für die bayerisch-mongolischen Beziehungen haben. Denn der Landrat und seine Frau hatten ein Gastgeschenk im Reisegepäck, das sich in Ochmaa Göbels Heimat genetisch manifestieren wird: Sie übergaben beide dem Landwirtschaftsministerium in Ulan Bator eine Rindersamenspende der Bayern-Genetik GmbH, die die Viehzuchtanstalt in Grub nahe dem Chiemsee betreibt. Wenn also dereinst Herden bayerischer Rindviecher in der mongolischen Steppe friedlich grasen, dann ist das ein Verdienst der Göbels aus Gräfelfing. Und ein Erfolg ist es außerdem, von dem so mancher ehrgeizige und reisefreudige CSU-Außenpolitiker nur träumen kann.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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