Die Bilanz ist beschämend, und jeder kann sich dabei an die eigene Nase fassen: 82 Kilogramm Lebensmittel wirft jeder Deutsche im Jahr in die Tonne, das war das Ergebnis einer Studie der Universität Stuttgart 2012. Das reißt nicht nur ein Loch in den Geldbeutel, etwa 235 Euro im Jahr, sondern es hat auch Auswirkungen auf die Umwelt. Denn für die Produktion eines Brotes werden 1000 Liter Wasser benötigt, für ein Kilogramm Rindfleisch sind es sogar 15 000 Liter. Dabei, so klärt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, wird einiges verfrüht und unnötig entsorgt. Auch ein Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet nicht automatisch, dass das Produkt am nächsten Tag schlecht ist.
Genau das macht sich nun auch ein Lebensmittelhändler zu eigen. Die Idee klingt bestechend. Molkereiprodukte mit Ablaufdatum werden hinter der Kasse verschenkt. Das erspart dem Lebensmittelgeschäft die Entsorgung. Der Kunde freut sich, dass er etwas umsonst bekommt. Und der Müllberg wird etwas kleiner dadurch. Die Supermarktkette AEZ hat den richtigen Schritt gemacht, um den Kreislauf beim Wegwerfen von Lebensmitteln zu durchbrechen.
Eine Konkurrenz für die Tafeln sind solche Projekte nicht, es sei denn, sie würden nicht nur flächendeckend, sondern auch noch vom Angebot her ausgeweitet und die Spenden der Supermärkte an die Tafeln würden dadurch reduziert. Dann wäre ein in den meisten Gemeinden gut funktionierendes Konstrukt in Gefahr. Denn die Tafeln sind viel mehr als reine Essensausgaben. Sie sind Treffpunkte für all die, die sich nicht mehr einfach mit Freunden zum Kaffee treffen können, weil das Geld fehlt. Sie sind Anlaufstellen zur sozialen Beratung und holen Menschen aus der Isolation der Armut. Das Projekt der Supermarktkette könnte all das nicht auffangen - und will es auch gar nicht.