Kommentar:Wichtige Geste des guten Willens

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Der Auftritt in Haar muss Grasbrunns Bürgermeister hoch angerechnet werden und zeigt: Probleme können nur gemeinsam gelöst werden

Von Bernhard Lohr

Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder kann der Besuch im Haarer Gemeinderat nicht hoch genug angerechnet werden. Er hat in einer Situation, in der ein Streit mit der Nachbargemeinde zu eskalieren drohte, auf den naheliegenden Reflex verzichtet und die Haarer Kritik am Gewerbestandort Keferloh nicht einfach erbost zurückgewiesen. Das hätte ihm in seiner Gemeinde viel Zuspruch eingebracht. Er hätte den starken Kerl mimen können. Stattdessen hat er sich auf glattes Parkett gewagt. Der diplomatisch anspruchsvolle Auftritt im Haarer Gemeinderat hätte auch schief gehen können.

Doch er hat ihn gemeistert und damit mehr erreicht, als man auf den ersten Blick meinen möchte. Zwar scheinen die Positionen weiter verhärtet und unverrückbar. Es ist auch nicht zu erwarten, dass die Grasbrunner von ihren Gewerbeplänen abrücken. Andererseits werden die Haarer wohl auch nicht nachgeben. Zwar ist die Bürgermeisterin nicht die treibende Kraft, die Keferloher Gewerbepläne juristisch vor einem Verwaltungsgericht prüfen zu lassen. Sie weiß, dass sie Grasbrunn für die Lösung der Verkehrsprobleme im Osten von München braucht. Doch der Haarer Gemeinderat wird wohl darauf dringen, dass Juristen darüber entscheiden, ob es sich bei Keferloh um eine schützenswerte Rodungsinsel handelt oder nicht.

Sollte es so kommen, wäre allen zu raten, dies mit kühlem Kopf geschehen zu lassen und ein Urteil zu akzeptieren. Denn über dem Streit um Keferloh darf nicht das verloren gehen, was Korneder und seine Kollegin Gabriele Müller angebahnt haben. Die beiden Gemeinden stehen in Kontakt. Statt sich zu streiten, sind sie willens, gemeinsam Probleme zu lösen, die sich im Ballungsraum stellen. Die sind angesichts von Siedlungsdruck und wachsendem Verkehr größer als der Streit um Keferloh. Eine Zersiedelung der Region kann nur gemeinsam verhindert werden.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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