Kommentar:Wichtig, aber nicht alles

Lesezeit: 1 min

Hohenbrunn leistet sich ein neues Hallenbad samt Turnhalle für 19,5 Millionen Euro. Dabei steht die Gemeinde vor großen Aufgaben

Von Stefan Galler

Bei den Riemerlinger Haien herrscht Hochstimmung: Sie bekommen in vier Jahren ein nigelnagelneues Schwimmbad hingestellt, in dem sich vermutlich unter perfekten Bedingungen neue Spitzensportler formen lassen. Das ist nicht nur gut für den Verein, sondern auch für die Gemeinde, immerhin sind die TSV-Schwimmer der bekannteste Markenbotschafter für Hohenbrunn. Auch die anderen Argumente fürs neue Bad haben Charme: Man könne mit der Baumaßnahme der immer größer werdenden Zahl an Nichtschwimmern entgegenwirken und überhaupt - so Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) - dürfe eine Gemeinde nicht immer nur Kohle anhäufen, sondern müsse den Bürgern auch etwas bieten.

Das alles stimmt und doch drängen sich Zweifel auf, ob es richtig ist, 19,5 Millionen Euro in ein Hallenbad und eine Turnhalle zu stecken, wenn es in einer Gemeinde so viele Baustellen gibt wie aktuell in Hohenbrunn. Es fehlen bezahlbare Wohnungen, das Feuerwehrhaus muss saniert werden, das Rathaus erweitert; dazu kommt der barrierefreie Ausbau des Bahnhofs, der seit vielen Jahren auf der Agenda steht. Nachdem man bis zum Jahr 2021 nicht mit einem Eingreifen der Bundesbahn rechnen kann, will man die Maßnahme nun selbst stemmen. All das scheint, so schreibt es die Kommunalaufsicht im Landratsamt, mit dem Budget der Gemeinde für die nächsten Jahre realisierbar zu sein. Doch was kommt danach? Wie will Hohenbrunn die vermutlich auch in Zukunft steigenden Ausgaben für Schulsanierungen und -neubauten stemmen? Wie soll sich der Lärmschutz an der Luitpoldstraße bezahlen lassen, wenn sich der Schwerlastverkehr aus dem Höhenkirchener Gewerbegebiet Am Hart erst einmal in Bewegung gesetzt hat? Und die Umfahrung des Dorfkerns, von der die Hohenbrunner seit Jahrzehnten träumen? Bis auf weiteres nicht drin.

Falls die Gemeinde also tatsächlich wirtschaftlich auf Grund läuft und womöglich die nächste Generation die Suppe auslöffeln muss, bleibt den Kindern von heute ein Trost: Schwimmen sollten sie dann wenigstens können.

© SZ vom 02.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: