Kommentar:Wer zu früh startet, hält nicht durch

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Obgleich es noch fast ein Jahr hin ist bis zur Kommunalwahl, verschärft sich in manchen Gemeinde- und Stadträten bereits der Ton. Ob das angesichts der zu lösenden Sachprobleme so zielführend ist?

Von Iris Hilberth

Demnächst werden im Landkreis wieder Wahlplakate aufgehängt. Und womöglich wundert sich manch einer in Unterhaching dann, dass weder Bürgermeister Wolfgang Panzer noch einer seiner Herausforderer in Papierform vom Laternenmast herunterlächeln. Man wird in diesem Frühjahr vielmehr Bilder von Menschen sehen, die nicht aus Unterhaching sind und daher auch gar keinen Platz im Rathaus anstreben. Sie wollen nach Brüssel. Denn es ist noch kein Kommunalwahlkampf. Auch wenn die ersten Flyer dafür von der CSU tatsächlich bereits im Briefkasten landeten. Erst einmal geht es um Europa. Doch das hat mancher Kommunalpolitiker, der jetzt schon um seine Wiederwahl bangt oder dem Bürgermeisterkandidaten seiner Partei das Feld bereiten will, offenbar übersehen.

In Garching genauso wie in Unterhaching oder auch in Taufkirchen geben die Parteien mächtig Gas in Richtung Bürgermeister- und Gemeinderatswahl. Da reibt man sich verwundert die Augen über heftige Diskussionen von Gemeinderäten wie in Unterhaching, die sonst für zeitliche Disziplin bekannt sind und so umsichtig miteinander umgehen, dass man fast geneigt wäre, sie für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen. Dass bereits ein Jahr vor der Wahl Schluss mit Konsens ist, hat die jüngste Sitzung gezeigt, in die Provokation Einzug hielt, die man nur selten in diesem Rathaus erlebt.

Wer einen amtierenden Bürgermeister aus dem Amt hieven will, darf nicht einschlafen dabei, das ist schon richtig. Und wenn der Bekanntheitsgrad eines Herausforderers noch gegen Null geht, muss der natürlich zusehen, dass er Präsenz in der Kommune zeigt. Doch wer bereits ein Jahr vorher so kräftig loslegt, dass sich jeder fragt, was hier eigentlich los ist, macht sich auch nicht unbedingt beliebt. Der Gemeinderat ist kein Parlament wie der Landtag oder der Bundestag mit den üblichen politischen Kraftmeiereien. Der Bürger erwartet auch im letzten Jahr der Amtsperiode eine Auseinandersetzung in der Sache und ein Ringen um die beste Lösung. Der Wähler ist noch lange nicht im Kommunalwahl-Modus und fast 365 Tage hält er auch nicht durch.

© SZ vom 22.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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