Kommentar:Weg von der Straße

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Die Autobahnparallele ist längst Geschichte - nicht aber die Schiene

Von Martin Mühlfenzl

Der Verkehr muss auf die Schiene, er muss auf Radschnellwege, er kann über Seilbahnen abgewickelt werden oder mit neuen U-Bahnen. All diese Ideen werden im Landkreis intensiv und leidenschaftlich diskutiert, weil die Politik erkannt hat, dass es neue, kreative Idee braucht, um den Verkehrsinfarkt noch vermeiden zu können. Eine Idee aber wird sicher nicht dabei helfen, die Autos aus der Staufalle zu befreien: eine Autobahnparallele zur A 99 im Osten des Landkreises.

Dass die Autobahnparallele zumindest rein gedanklich immer wieder eine Auferstehung feiert, liegt am immer stärker werdenden Druck der auch auf den östlichen Gemeinden des Landkreises lastet. Es ist allzu verständlich, dass sich die Bürgermeister aus Feldkirchen, Haar, Grasbrunn und Putzbrunn dafür einsetzen, ihre Orte zu entlasten und ihre Bürger vor Dreck, Gestank und Abgasen des Durchgangsverkehrs auf der B 471 zu bewahren. Die Verkehrsprobleme im Münchner Osten lösen sie mit einer neuen Straße aber nicht. Die Autobahnparallele wäre nichts anderes als ein weiterer Ausbau der A 99, die Trasse würde noch mehr Verkehr anziehen, als das heute schon der Fall ist. Vor allem dann, wenn der Autobahnring dicht ist. Wenn sich der Verkehr auf der A 99 und der Parallele staut, werden die Autos unwillkürlich wieder den Weg in die Orte hinein suchen und finden.

Der Tod der Autobahnparallele muss aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich andere Formen der Entlastung nicht realisieren lassen. Eine Stadt-Umland-Bahn kann tatsächlich eine der großen Lösungen der Verkehrsprobleme im Osten darstellen. Aber nicht nur dort. Sie muss weitergedacht werden. Nach Kirchheim, nach Garching, Ober- und Unterschleißheim im Norden, nach Unterhaching und Taufkirchen im Süden. Dieser Ring muss kein in sich geschlossener sein, er kann verschiedenste Verkehrsformen beinhalten - wie eine Seilbahn aus dem Hachinger Tal ins Isartal. An solchen Ideen sollten die Bürgermeister im Osten feilen, und die Autobahnparallele endgültig beerdigen.

© SZ vom 10.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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