Kommentar:Vorfahrt für Tangenten

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Der Landkreis ist gut beraten, mit Radschnellwegen auch die einzelnen Kommunen zu verbinden

Von Martin Mühlfenzl

Über die A 99 hinweg, rechts ab in die Fröttmaninger Heide, am U-Bahnhof Garching-Hochbrück vorbei und dann schnell weiter bis zur Uni. Und das alles ohne lästige Hindernisse wie Ampeln oder Kreuzungen. So in etwa könnte sie aussehen, die neue, schöne Welt für Radler im Münchner Norden. Und es ist richtig, dass sich die Planer der Radschnellwege auf den Korridor hin zu den prosperierenden Städten Unterschleißheim und Garching konzentrieren. Nur hier bietet sich die Möglichkeit, mit einem wegweisenden Pilotprojekt die Zukunftschancen solcher Trassen für Schnellradler auszutesten.

Allerdings lässt sich bereits jetzt erkennen, dass die Entscheider im Kreistag sowie im Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum drauf und dran sind, einen Fehler wiederholen, den schon die Erfinder des Münchner S-Bahnnetzes begangen haben. Sie konzentrieren sich - bis jetzt - ausschließlich auf mögliche Trassen, die aus der Landeshauptstadt in die einzelnen Kommunen des Landkreises führen, respektive von dort in die Stadt hinein. Ein sternförmig angelegtes Netz aus Radschnellwegen aber würde nur die Bedürfnisse einiger weniger erfüllen. Etwa jene von Studenten, die aus ihrem Wohnheim am Münchner Stadtrand in die TU nach Garching pendeln. Die Verkehrsbeziehungen aber haben sich in den vergangenen Jahren eklatant verändert; die Bedeutung der Verkehrswege zwischen den Kommunen des Landkreises - die sogenannten Tangentialverbindungen - wird immer größer. Das hat auch mit der zunehmenden ökonomischen Bedeutung gerade der Kommunen im nördlichen Landkreis und deren rasantem Bevölkerungswachstum zu tun.

Die Kreispolitik wäre also gut beraten, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Beim öffentlichen Nahverkehr etwa hat sie dies bereits getan, immer neue Busverbindungen auf den Tangentialen tragen dieser Entwicklung Rechnung. Es ist bereits jetzt an der Zeit, auch über direkte Radschnellwege zwischen den Städten und Gemeinden nachzudenken. Gerade die kleine Metropolregion Ober- und Unterschleißheim mit Garching würde sich besonders eignen.

© SZ vom 03.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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