Kommentar:Versprochen und gebrochen

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Ernst Weidenbusch hat sich bei der MVV-Tarifreform weit aus dem Fenster gelehnt, jetzt muss er auf die Hilfe seiner Parteifreunde hoffen

Von Lars Brunckhorst

Nein, diese Reform bleibt schlecht. Trotz Nachbesserungen. Wenn Berufspendler von außerhalb der Stadt, die gerade einmal vier Haltestellen oder drei Ringe unterwegs sind, künftig 88,90 Euro zahlen müssen statt 66,60 - also ein Drittel mehr! -, dann stimmt was nicht. Da mag zwar der Grünen-Kreisrat Markus Büchler behaupten, dabei handle es sich um einen "Extremfall", aber es ist eben kein Einzelfall. Und mag angeblich auch nur ein Prozent aller MVV-Nutzer betroffen sein, dann bleibt nicht einzusehen, warum diese für die Reform kräftig zur Kasse gebeten werden, während etwa ein Münchner fortan für nur 55,20 Euro durch die ganze Stadt fahren darf.

Ernst Weidenbusch weiß um diese Ungerechtigkeit. Und es ist dem CSU-Landtagsabgeordneten hoch anzurechen, dass er offenbar als einziger im Kreistag unnachgiebig für die Behebung dieses Geburtsfehlers der Reform kämpft. Er tut dies allerdings nicht ganz uneigennützig. Vor der Wahl hatte sich der Vize-Landrat aus Haar in Sachen MVV-Tarifreform weit aus dem Fenster gelehnt. "Gescheitert" hatte er die von seinem Parteifreund Landrat Christoph Göbel ausgehandelte Reform genannt. Und vollmundig hatte er - so in einer Podiumsdiskussion in Unterschleißheim - in Aussicht gestellt, dass man die Reform noch zurechtbiegen werde, sodass es am Ende keine Verlierer, sondern nur Gewinner gebe.

Dazu ist es, wie man jetzt weiß, nicht gekommen. Weidenbusch, der der Reform am Montag im Kreistag dennoch zustimmte, muss nun befürchten, als wortbrüchig dazustehen. Dagegen inszenieren sich Annette Ganssmüller-Maluche und Ismanings Bürgermeister Alexander Greulich von der SPD weiter als Kämpfer für die Betrogenen. Das kann dem CSU-Mann nicht gleichgültig sein, auch wenn er seine SPD-Kontrahentin Ganssmüller-Maluche bei der Landtagswahl klar auf die Plätze verwiesen hat. Ob Weidenbuschs Parteifreunde ihm den Gefallen erweisen und mit einem Griff in die Kasse des Landkreises die Verlierer unter den Pendlern entlasten, um sein Versprechen zu erfüllen, ist allerdings fraglich.

© SZ vom 12.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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