Kommentar:Traditionell christsozial

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Aus dem traditionsreichen Fest wollen die Organisatoren jedwedes Wahlkampfgetöse verbannen. Nur bayerische Landespolitiker sollen noch hier sprechen. Wer hat doch gleich das Sagen in Bayern?

Von Stefan Galler

Zurück zu einem reinen Landwirtschaftsfest, weg von Parteipolitik und Stammtisch-Rhetorik. Der Keferloher Montag, vor gut 1000 Jahren ins Leben gerufen, soll wieder das sein, wofür er in den folgenden Jahrhunderten populär wurde: Ein Event für die Bauern und die Bevölkerung. Damals kamen die Besucher vor allem, um dem Bier zuzusprechen, es wurde gehandelt und natürlich auch gefachsimpelt.

Jetzt wird im Vergleich zu den Großveranstaltungen vor ein paar Jahren alles eine Nummer kleiner, während zu Angela Merkels Auftritt 2009 etwa 6000 Leute nach Keferloh strömten, werden diesmal nur etwa 2000 erwartet. Denn die Massen werden nun einmal nicht davon angezogen, wenn die bayerische Landwirtschaftsministerin über die Auswirkungen des Volksbegehrens zur Artenvielfalt referiert. Es ist schön zu sehen, dass hier bewusst ein Schritt zurück gemacht wird. Vielleicht ist es auch gar nicht notwendig, ganz große Namen zu präsentieren, um eine für sich stehende traditionelle Veranstaltung zu bewerben. Schließlich geht der Trend sowieso hin zur Bodenständigkeit, der Erfolg von Sonnwend- und Maibaumfesten in der Region spricht eindeutig dafür.

Noch vor 25 Jahren hatten die Keferloher Freunde die Veranstaltung aus der Krise geführt, indem sie Politiker als Festredner engagierten. Das waren nicht nur CSUler, auch Liberale wie Guido Westerwelle oder Sozialdemokraten wie Christian Ude nutzten das ländliche Forum. Damit ist nun Schluss, zumindest bis das Fest wieder zeitlich mit einer Wahl zusammenfällt. Mehr als eine Person als Festredner will man nicht mehr haben - und die soll aus der bayerischen Landespolitik kommen. Diese wird weiterhin von der CSU dominiert, was sich gut trifft, schließlich pflegen von den örtlichen Christsozialen nicht wenige enge Bande zu den Freunden des Keferloher Montags. Womit die Bühne fest in der Hand jener Partei bleiben dürfte, die im Freistaat das Sagen hat. Und wenn nur einer spricht, geht das ja auch ohne Getöse.

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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