Kommentar:Sulagaloh mit Scheuklappen

Lesezeit: 1 min

Ein Nein zu Leihrad-Stationen ist auch ein Nein zur Reduzierung der Belastung durch den Autoverkehr. Bürgermeister und Gemeinderäte schmeißen ohne Not eine Chance weg

Von Martin Mühlfenzl

Durch Sauerlach, von den Bajuwaren Sulagaloh genannt, führte einst die römische Salzstraße. Eine wichtige Verbindung im Römischen Reich, die auch die Entwicklung der Ortschaft Sulagaloh beflügelte. Das Wissen von einst, dass wichtige infrastrukturelle Maßnahmen einer Gemeinde auf dem Weg in eine bessere Zukunft helfen können, scheint im modernen Sauerlach verloren gegangen sein. Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Gemeinderat davor zurückschreckt, mit ein paar tausend Euro in das MVG-Mietradsystem einzusteigen.

Das Ausscheren der Sauerlacher beim Aufbau eines flächendeckenden Netzes aus Leihrädern im Landkreis ist kein Einzelfall. Ottobrunn hatte zuvor erklärt, nicht dabei sein zu wollen. Ebenso Putzbrunn, Grasbrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn oder Feldkirchen. Dieser Trend steht den Bemühungen des Landkreises, Modellregion bei der Verkehrswende und beim Aufbau eines Radschnellweg-Systems sein zu wollen, diametral gegenüber. Schlimmer noch: Die ablehnende Haltung torpediert bereits sehr konkrete Pläne, die Kommunen im Süden und Osten mit Radl-Highways zu verbinden - und die Menschen zum Umstieg vom Auto auf das Fahrrad zu bewegen. Ohne Not schmeißen die Bürgermeister und Gemeinderäte eine Chance weg. Und argumentieren allzu oft mit den Kosten, die für den Aufbau einer Leihrad-Station und die MVG-Radl verbunden sind. Bei Investitionskosten von 34 400 Euro etwa in Sauerlach ist das ein mehr als fadenscheiniger Grund.

Kaum eine andere Region bietet derart gute Voraussetzungen, um ein umfassendes Netz aus Leihrädern und modernen Radwegen aufzubauen. Kurze Wege - sogenannte Tangentialen - zwischen den Kommunen an den S-Bahnästen, die wie die Arme eines Kraken in den Landkreis hinausragen, könnten schnell ausgebaut werden und werden auch gebraucht. Ebenso wie schnelle Trassen in die Stadt, wo es das System längst gibt. Und wo es auch funktioniert.

© SZ vom 22.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: