Kommentar:Spiel mit den Hoffnungen

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Der Bürgerentscheid hat die Oberschleißheimer - wie vorherzusehen - einer Lösung ihrer Verkehrsprobleme nicht näher gebracht.

Von Sabine Wejsada

Dass die Oberschleißheimer die Bahnschranke an der B 471 seit Jahrzehnten leid sind, ist leicht nachzuvollziehen. Tagtäglich stauen sich die Autos kilometerweit zu beiden Seiten des Bahnübergangs, machen Krach und verpesten die Luft. Dass deswegen eine Mehrheit von 54,1 Prozent der Wähler beim Bürgerentscheid Ende Mai für eine Unterführung gestimmt hat, ist ebenfalls gut zu verstehen. Die Krux an dem Votum: Die Forderung der Oberschleißheimer verpflichtet niemanden zum Bau der Unterführung. Und das war von vornherein klar.

Die Gemeinde hat für die betroffene Bundesstraße keinerlei Zuständigkeit - das Begehren stellte deshalb nicht mehr als einen Verhandlungsauftrag für Bürgermeister Christian Kuchlbauer dar. Am Ende aber kann auch er nichts ausrichten oder gar entscheiden, wie sich in der vergangenen Woche gezeigt hat - und wie die Gegner des Bürgerentscheids immer wieder ins Feld geführt hatten. Das Staatliche Bauamt hält eine Untertunnelung des Schleißheimer Bahnübergangs wegen der örtlichen Gegebenheiten für so gut wie ausgeschlossen. Dass Kuchlbauer dies in Zweifel zieht, ist sein gutes Recht; ebenso dass er auf eine politische Entscheidung dringt, um die Gemeinde von den stinkenden Blechlawinen zu entlasten. Aber ob noch eine Machbarkeitsstudie mehr Licht ins Dunkel bringt, ist unklar.

Am Ende muss sich der Rathauschef fragen lassen, wie viele Anläufe es noch braucht für ein Projekt ohne Erfolgsaussichten. Schließlich war er es, der 2009 als Gemeinderat schon einmal ein Bürgerbegehren gleichen Inhalts initiiert hatte und damit gescheitert war, weil die Mehrheit für die von der Kommune präferierte Tieferlegung der Bahngleise stimmte. Kuchlbauer und die Befürworter des Straßentunnels sollten nicht weiter mit der Hoffnung der stau- und lärmgeplagten Oberschleißheimer spielen und sich eingestehen, dass gut gemeint eben nicht gut gemacht ist.

© SZ vom 16.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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