Kommentar:Solidarität statt Egoismus

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Schulen, Verkehr, Wohnraum. Die Aufgaben in der Region sind gewaltig. Die Landeshauptstadt und der Landkreis müssen bei der Lösung kooperieren - und dürfen die Kommunen nicht im Stich lassen

Von Bernhard Lohr

Alleine kann mittlerweile keiner mehr was ausrichten. Dafür sind die Probleme im Großraum München zu groß und zu komplex. Man kann es in dieser Hinsicht als bezeichnend ansehen, dass sogar die Stadt München erkannt hat, wie sie mit ihren Möglichkeiten an ihre Grenzen stößt. Sie braucht das Umland, um den Druck aus dem Münchner Wohnungsmarkt zu nehmen. Deshalb hatte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ganz eigennützig zuletzt zur Regionskonferenz ins Alte Rathaus eingeladen und auch seinerseits Kooperationsbereitschaft angeboten. Solidarität ist das Gebot der Stunde.

Das gilt nicht nur im Verhältnis von Stadt und Umland zueinander, wenn es etwa darum geht, außer Wohnraum auch Schulen und Verkehrswege so auszubauen, dass die Herausforderungen der nächsten Jahre bewältigt werden können. Dieser Zusammenhalt ist auch zwischen den Kommunen im Landkreis München mehr und mehr gefordert. Dies zeigt sich exemplarisch in der aktuellen Schuldebatte im Landkreis, in der der Landkreis mit Landrat Christoph Göbel (CSU) in eine führende Rolle hineingewachsen ist. Göbel hat sich da zuletzt als jemand erwiesen, der Probleme zügig lösen und als Gestalter wirken will. Wenn Schulen benötigt werden, dann müssen sie gebaut werden. So sagt er es, verkürzt, und zeigt damit, dass er verstanden hat, dass es in einer Region mit einer wirtschaftlichen und finanziellen Potenz wie dem Großraum München jetzt darauf ankommt, die erforderlichen Dinge zu tun. Bei den Schulen herrschte lange Stillstand. Für wichtige Verkehrsprojekte gilt das nicht minder.

Der Landkreis ist nun mit dem neuen Mann an der Spitze dabei, einen Investitionsstau abzuarbeiten. Dabei hilft Göbel, dass auch einige Bürgermeister neu in die Rathäuser eingezogen sind und als unverbrauchte Akteure den Willen zeigen, auch schwierigste Fragestellungen mit unverbrauchter Kraft anzugehen. Sie sind aber auch von den Verhältnissen getrieben. Denn dass die Verkehrsströme insgesamt betrachtet werden müssen, steht außer Frage. Ansonsten leitet der eine nur den Verkehr zum anderen um. Wer an so etwas denkt, hat schnell vor Augen, dass im Landkreis München die Belastung durch den Straßenverkehr ungleich verteilt ist. Der Norden und vor allem der Osten tragen die Hauptlast. Der Süden hat bisher mit guten Gründen immer verhindert, dass die Pläne für einen Autobahnsüdring weiterverfolgt werden. Das Isartal darf nicht durch eine überirdische Autobahntrasse zerschnitten werden. Die Kommunen im Osten dürfen aber mit ihren Verkehrsproblemen nicht alleine gelassen werden. Hier ist Solidarität gefordert.

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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