Wer glaubt, die Einnahmesituation und Zukunftsfähigkeit einer Kommune ließen sich regeln wie die Temperatur mit einem Thermostat, der irrt. Grünwald etwa hat seit 13 Jahren den niedrigsten aller Gewerbesteuersätze (240) im Landkreis, darf sich seit ebenso langer Zeit aber über immer neue Rekordeinnahmen aus dieser Quelle freuen. Unterföhring hingegen setzt einen deutlich höheren Wert (330) an, stopft sich die Taschen aber in ähnlicher Art und Weise wie die Grünwalder voll.
Es gibt dementsprechend nicht den einen goldenen Weg bei der Festlegung eines Gewerbesteuersatzes, wenn es darum geht, möglichst viele erfolgreiche, prosperierende Unternehmen am Ort zu halten oder neue hinzuzugewinnen. Fest steht nur, dass der richtige Weg - wenn es nicht um das Briefkasten-Paradies Grünwald geht - nicht darin besteht, den Steuersatz möglichst niedrig anzusetzen. Vielmehr muss es den Kommunalpolitikern darum gehen, eine soziale, kulturelle und strukturelle Umgebung zu schaffen, in der sich Betriebe und Konzerne wohlfühlen. Und mit ihnen vor allem die Menschen, die als Angestellte diese Firmen ausmachen.
Wirtschaftspolitik auf kommunaler Ebene hat mehr mit dem Ausbau von Straßen, schnellem Internet, der Bildungslandschaft von der Kita bis zum Gymnasium zu tun, denn mit Zahlenspielen. Unternehmer und Angestellte registrieren sehr genau, welchen Weg eine Kommune einschlägt, um sich für die Zukunft fit zu machen. Der Chef der Industrie- und Handelskammer im Landkreis, Christoph Leicher, ermahnt den Landkreis und die Kommunen daher immer wieder, weiter in die Infrastruktur zu investieren. Leichers Firma hat ihren Sitz übrigens in Kirchheim. Dort liegt der Gewerbesteuersatz bei 360.