Kommentar:Schwieriges Erbe

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Der neue Chef der Autobahndirektion geht in die Charmeoffensive und schlägt eine offizielle Einweihung der neuen Aschheimer Ausfahrt vor. Angesichts der Mehrkosten, die auch den Landkreis betreffen, und der offenen Fragen in Sachen Planfeststellung klingt das wie ein schlechter Scherz.

Von Martin Mühlfenzl

Es wird geprüft. Immer weiter, immer öfter, immer schneller. Doch all die Prüfungen rund um die Verlegung der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning haben bisher nur ein konkretes Ergebnis hervorgebracht: Die Krake, die sich an der A 99 in die Landschaft frisst, kostet noch einmal drei Millionen Euro mehr als bisher angenommen - und in allen bisherigen Prüfungen durch die Autobahndirektion durchgerechnet.

Es lag an Wolfgang Wüst, den Kreispolitikern diese Nachricht zu übermitteln; dem neuen Chef der Behörde, auf die im Kreistag und im Landratsamt derzeit kaum jemand gut zu sprechen ist. Wüst hat das Dilemma rund um die Anschlussstelle zwar nicht zu verantworten, doch er muss nun gewissermaßen als Nachlassverwalter mit dem Erbe seines Vorgängers Paul Lichtenwald zurande kommen. Und er versucht dies mit einer Charmeoffensive, die dem Landkreis signalisieren soll, die Behörde werde alle Hebel in Bewegung setzen, um endlich alle Fragen beantworten zu können. Diese Anbiederungstaktik gipfelt im Vorschlag, die Anschlussstelle vielleicht doch noch gemeinsam mit einem öffentlichen Termin ihrer Bestimmung zu übergeben. Ein grinsender Landrat Christoph Göbel beim Durchschneiden eines roten Bandes auf der neuen asphaltierten Autobahnausfahrt, während im Hintergrund die Blasmusik aufspielt? Selbst die internen Prüfungen der Autobahndirektion hätten ergeben müssen, dass es sich angesichts der neuerlichen Kostensteigerung, die den Landkreis unmittelbar betrifft, eher um eine minder spaßige Idee handelt.

Und der Spaß rund um die Megabaustelle ist ohnehin noch nicht vorbei - und auf Direktionspräsident Wüst könnten noch ernste Tage zukommen. Denn falls es sich tatsächlich herausstellen würde, dass Teile der Anschlussstelle derart von der Planfeststellung abweichen, dass von einem Schwarzbau auszugehen ist, wäre plötzlich die gesamte Finanzierung infrage gestellt. Dann ginge es nicht mehr um jene 7,9 Millionen Euro, die der Kreis zuschießen soll. Dann geht es plötzlich um Fördermittel, die diesen Betrag bei weitem übersteigen.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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