Die Traglufthallen haben den Landkreis München über den Winter gerettet. Der Einsatz dieser provisorischen Unterkünfte hat in großem Maße gewährleistet, dass im bevölkerungsreichsten Landkreis des Freistaates kein Flüchtling im Freien übernachten und nur in Ausnahmefällen Turnhallen belegt werden mussten. Jetzt aber ist die Zeit der Hallen vorbei. Nach nur wenigen Monaten sind diese nicht mehr zeitgemäß.
Vom ersten Tag an hatte Landrat Christoph Göbel betont, dass Traglufthallen nur Notlösungen sein dürften - in dem Wissen, dass die Menschen dort kaum würdig untergebracht werden können. Der Aufschrei eines längst anerkannten und bestens integrierten Flüchtlings in Neubiberg bestätigt eindringlich, warum andere Unterkünfte dringend nötig sind. Soll die Integration der Menschen in die Gesellschaft gelingen, müssen sie auch am hier üblichen Standard partizipieren dürfen - an einem Zuhause, das diesen Namen verdient und ihnen Privatsphäre garantiert. Um das sie sich selbst kümmern können und dürfen. In dem sie nicht ständiger Beobachtung ausgesetzt sind. Und in dem sie schlichtweg sie selbst sein dürfen und Rücksichtnahme ein Wert wird, den sie in der eigenen Familie oder der eigenen Wohngruppe definieren und pflegen.
Der Landkreis und seine Kommunen haben in sehr unübersichtlichen, dynamischen Zeiten aus der Not eine Tugend gemacht. Jetzt gilt es, diese Tugend hochzuhalten und verantwortungsbewusst den nächsten Schritt zu gehen. Dass sich dabei die CSU-geführte Staatsregierung mit ihrem unsäglichen Baustopp für neue Unterkünfte quer stellt, sollte dem Landrat und den Bürgermeistern Ansporn sein für einen Aufstand der pragmatisch Helfenden. Denn der bisher eingeschlagene Weg ist eindeutig der richtige. Er bedarf lediglich einer Korrektur.