Kommentar:Richtig, aber mutlos

Lesezeit: 1 min

Der Ausbau des Föhringer Rings ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein - und trotzdem dringend notwendig

Von Martin Mühlfenzl

Jede neue Straße zieht mehr Verkehr an. Diese unumstößliche Tatsache wird sich auch in den kommenden Jahren bei den wichtigsten Verkehrsprojekten im Landkreis München bewahrheiten: beim achtspurigen Ausbau der A 99, bei einer möglichen Autobahnparallele im östlichen Landkreis - und ganz sicher auch beim Ausbau des Föhringer Rings. Auf diesen zu verzichten - wie es Naturschützer und Grüne immer wieder fordern - wäre dennoch grundlegend falsch. Und vor allem unsolidarisch.

Kaum ein Nadelöhr - und davon gibt es in und um die Landeshauptstadt unzählige - treibt die Pendler morgens und abends mehr zur Weißglut als der Föhringer Ring. Stau ist hier jeden Tag ebenso programmiert wie die Vorstufe zum Nervenzusammenbruch. Der vierspurige Ausbau wird keine Wunder bewirken und den Ring zur Lieblingsstrecke der Arbeitnehmer auf dem Weg ins Büro machen. Jede Chance, die Bürger gerade im nördlichen Landkreis zu entlasten, muss aber wahrgenommen werden, leiden sie doch ganz besonders unter dem mittlerweile chronischen Verkehrsinfarkt, der Stadt und Landkreis Tag für Tag heimsucht. Die Gegner des Ausbaus haben in einem Punkt recht - und liegen doch grundlegend daneben. Es ist richtig, dass deutlich mehr Geld in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gesteckt werden muss - und reiner Straßenbau die Verkehrsprobleme nicht lösen wird. Die Unterföhringer aber nach Jahrzehnten der Versäumnisse jetzt im Regen stehen zu lassen und den nach schier endlosen Verhandlungen beschlossenen Ausbau zu verweigern, wäre schlicht ungerecht.

Der vierspurige Ausbau des Föhringer Rings ist letztlich nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein in einer Region, die vom Verkehr regelrecht erdrückt wird. Die großen Konzepte durch Bund und Freistaat, um zur Lösung der Problematik etwas beizutragen, sind nach wie vor nicht in Sicht - wie auch der Mut, bisher unliebsame Projekte anzupacken, die mehr bewirken könnten als die Verdoppelung der Zahl der Spuren. Im Norden wüssten sie so ein Projekt: den Autobahn-Südring.

© SZ vom 06.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: