Kommentar:Rastlos im Amt

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Landrat Christoph Göbel strotzt vor Energie und bringt vieles voran. Manchmal allerdings würde ihm ein bisschen Zurückhaltung nicht schaden

Von Lars Brunckhorst

Eines kann man Christoph Göbel nicht vorwerfen: dass er untätig wäre. Seit der Landrat vor gut zwei Jahren ins Amt kam, ist er von einer Umtriebigkeit, als bliebe ihm nur eine Wahlperiode Zeit. Die Neuorganisation des Landratsamts, die Strukturreform im Nahverkehr, die Integration von Flüchtlingen, der Bau neuer Schulen - der 41-Jährige legt ein Tempo vor, bei dem es manchem schwerfällt, mitzukommen. Der CSU-Politiker aus Gräfelfing strotzt dabei nur so vor Energie und Ungeduld. Zuweilen versprüht er eine Begeisterung über sein Amt und seine Aufgaben, die ansteckend wie kindliche Freude wirkt.

Manchmal aber übertreibt Göbel es auch. Zum Beispiel als er vor dem Kreistag mit der Nachricht herausplatzte, das Kultusministerium beabsichtige eine Berufsschule im Münchner Osten zu bauen. Anstatt vorher bei seinem Ebersberger Amtskollegen Robert Niedergesäß und den Bürgermeistern möglicher Standortgemeinden zu sondieren, stellte der Landrat in seiner forschen Art eine Reihe von Kommunalpolitikern bloß. Diese konnten hinterher nur angesäuert jeglichen Kommentar dazu ablehnen, weil sie eingestehen mussten, von Göbels Absprache mit Kultusminister Ludwig Spaenle keinen blassen Schimmer zu haben.

Ähnliche Erfahrungen mit dem Landrat haben auch andere Politiker im Landkreis schon gemacht. Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller etwa musste in Sachen Schulcampus mehrmals aus der Zeitung die Initiativen und Wendungen des Kreisbehördenchefs entnehmen, wiewohl der Campus in ihrer Gemeinde entstehen soll. Nun muss Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder die Aufregungen am Ort dämpfen, welche die überraschende Nachricht auslösen dürfte, schon im Herbst in Neukeferloh im großen Stil Vorbereitungsklassen für minderjährige Flüchtlinge einzurichten. Manchmal wäre Göbel vielleicht gut beraten, nicht alles, was ihm "im Magen" liegt, gleich auszuposaunen.

© SZ vom 21.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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