Kommentar:Präsent in allen Lebenslagen

Lesezeit: 1 min

Auch jetzt gibt es noch Kommunen, in denen die Zahl der Helfer die der Flüchtlinge übersteigt. Dennoch: Die Helfer brauchen Beistand und haben diesen mehr als verdient

Von Martin Mühlfenzl

Es gibt auch im Landkreis München Kommunen, in denen die Zahl der Asylhelfer die der Asylbewerber bei Weitem übersteigt. Sehr gehässige Menschen lassen gerne den mit ebenso viel Hass überfrachteten Ausdruck Gutmensch fallen und behaupten, in genau diese Gemeinden würden sich die linken Gefühlsduseligen zusammenrotten, um sich somit in ihrem Gutmenschen-Dasein gegenseitig zu bestärken. Das ist natürlich gleichermaßen primitiv wie falsch. Vielmehr ist dieser Fakt immer noch Ausdruck großer Hilfsbereitschaft in einer der reichsten Regionen der Republik.

Ohne die Leistungen der unzähligen Freiwilligen - und natürlich sind es in den meisten Kommunen weniger Helfer als Asylbewerber - wäre die Integration tausender Menschen im Landkreis nicht einmal im Ansatz zu stemmen. Oder viel einfacher gesagt: Die ganze Sache würde ziemlich schnell den Bach runtergehen. Die Helfer sind in nahezu allen Alltagssituationen der Flüchtlinge präsent - sie unterrichten die Kinder in deutscher Sprache, füllen mit den Erwachsenen Formulare aus und schreiben Bewerbungen. Sie reparieren an Heiligabend die Heizung und bringen sie mit Zahnschmerzen zum Arzt. Sie nehmen sich der Sorgen und Ängste der Schutzsuchenden an - das kann neben der physischen Belastung des Ehrenamtes natürlich auch psychische Strapazen nach sich ziehen. Dass etwa die Helferkreise in Ottobrunn und Unterföhring diesen Belastungen mit Supervisionen und Beratungen begegnen, macht deutlich, dass auch die Helfer Hilfe benötigen. Allerdings nicht Hilfe von Helfern für Helfer - sondern auch und vor allem von der und durch die Politik.

Die Kommunen müssen personell aufrüsten - in den Rathäusern; Asylbeauftragte müssen die Koordinierung der Helfer übernehmen, sie bei organisatorischen Aufgaben entlasten. Die Bürokratie muss den Ehrenamtlichen vor allem große Teile des bürokratischen Aufwands abnehmen - dieses Versprechen haben der Landkreis und die meisten aller Bürgermeister gegeben. Daran werden sie sich messen lassen müssen. Das ist die Art echter Hilfsbereitschaft, die den Helfern zusteht.

© SZ vom 02.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: