Wenn einer der CSU den Rücken kehrt und aus Enttäuschung seinen Mitgliedsausweis gewissermaßen vor die Geschäftsstelle schleudert, tut die Partei in aller Regel so, als ließe sie dies kalt. Kein Kommentar, lautet dann der Kommentar der Führung. Zu stark, zu dominant, zu sehr von sich überzeugt fühlen sie sich innerhalb der christlich-sozialen Union, als dass es überhaupt lohnen würde, Abtrünnigen einen Träne hinterher zu weinen und zu deren Abschied Stellung zu beziehen.
Doch manchmal sollten sie in der CSU genau hinhören, wenn langjährige Mitglieder und Mandatsträger die Partei nicht mehr als ihre politische Heimat begreifen. Vor allem in Zeiten zunehmender Polarisierung - auch und gerade innerhalb der CSU. Bisher ist die Parteiführung ja fest davon überzeugt, dass es in der Flüchtlingsthematik immer noch schärferer Forderungen und verbaler Zuspitzungen bedarf, um den Menschen vermeintliche Ängste und Sorgen zu nehmen. Dass sie mit dem permanenten Ruf nach einer Obergrenze und Auffanglagern irgendwo weit weg in Afrika die Rechtspopulisten von der AfD in Bayern klein halten können. Und damit die eigene absolute Mehrheit über die kommende Landtagswahl sichern.
Darüber vergessen manche in der CSU aber, dass es tatsächlich Mitglieder gibt, die es mit dem christlich-sozialen Credo sehr ernst meinen. Die unter einer christlich-sozialen Politik keine Abschottung, keine übertriebene Härte gegenüber Flüchtlingen und keine Diffamierung liberal und sozial Denkender - auch in den eigenen Reihen - verstehen. Wenn die CSU diesen Mitgliedern keinen Raum lässt und keine Stimme gibt, werden weitere Austritte folgen - und das christlich-soziale Gewissen dauerhaft verstummen. Was dann bleibt, ist eine Partei der Härte und Gefühlskälte, die den eigenen Namen rücksichtslos opfert - für einen kurzfristigen politischen Erfolg.