Kommentar:Mit der Kraft seines Amtes

Der Landrat ergreift Partei. Christoph Göbel verhilft Florian Hahn zum CSU-Vorsitz im Kreis

Von Martin Mühlfenzl

Integer, meist überparteilich, souverän. Mit diesen Begriffen wird Landrat Christoph Göbel seit seiner Wahl vor einem Jahr selbst vom politischen Gegner charakterisiert. Den Boden der Neutralität hat Göbel nun aber ausgerechnet in jenem Moment verlassen, als es darum ging, die Führung der eigenen Partei neu zu ordnen. Der Landrat sprach sich mit einem leidenschaftlichen, nahezu ekstatischen Plädoyer für seinen Spezl Florian Hahn als neuen Kreisvorsitzenden aus - mit Erfolg.

Der Landrat selbst sagt, er habe dies bewusst getan - aber nicht als Landrat, sondern als einfaches CSU-Mitglied und Freund des Bundestagsabgeordneten Hahn. Das ist der blanke Hohn. Denn Christoph Göbel weiß selbst am besten um seine Popularität und die Verantwortung, die damit verbunden ist. Göbel hat sein Ansehen als - meist überparteilicher - Landrat genutzt, um seinen Intimus auf den Schild des Kreisvorsitzenden zu heben. Nicht als Privatmann, nicht als Freund. Sondern mit der Kraft seines Amtes.

Dass die CSU im Landkreis mit einer echten Wahl einen Chef bestimmt hat, hätte ein echtes Aufbruchsignal sein können. Nach dem Motto: Seht her, wie basisdemokratisch und transparent wir sind! Göbel aber hat mit seiner Intervention die Wahl mehr als beeinflusst. Ein Pro - das Göbels für Hahn - beinhaltet schließlich immer auch ein Contra. Das werden sich Kerstin Schreyer-Stäblein und mit ihr viele in der CSU sicher gut merken.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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