Kommentar:Mehr Fest als Sport

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Der Landkreis sollte seine Jugendolympiade reformieren, damit sie auch für die Besten der Besten interessant wird

Von Iris Hilberth

Eine Teilnahme bei Olympia ist normalerweise der Traum eines jeden halbwegs ambitionierten Leistungssportlers. Für dieses Kräftemessen mit den Besten der Welt nimmt der einiges in Kauf. Schließlich kann da nicht jeder mitmachen, eine olympischen Medaille wäre der Höhepunkt der Karriere. Auch der Landkreis München wirbt seit nunmehr 18 Jahren mit einem solch klangvollen sportlichen Event: den Europäischen Jugendspielen. Die Rede ist von "sportlichen Leistungen auf höchstem Niveau" und vom "olympischen Geist". Nur seltsam, dass keiner mitmachen will.

Vor zwei Jahren, als die Wettbewerbe im Landkreis München stattfanden, hatten die Gastgeber vor allem in vier Sportarten Erfolg: in Badminton, Taekwondo, Schach und Schießen. Aber was ist mit Turnen, Volleyball, Fußball und Schwimmen? Keine Zeit, kein Interesse, hieß es aus den Vereinen. Das ist nicht besonders verwunderlich, denn ein Sportfest für jedermann, das die Jugendolympiade tatsächlich ist, ist für Leistungssportler nicht besonders attraktiv. Sie wollen Wettkampf statt Workshop und nicht Medaillen für alle. Kein Wunder also, dass sich heuer gerade mal 24 Schüler auf den Weg nach Polen machten, um dort an der Veranstaltung teilzunehmen. Das wird sich vermutlich auch nicht ändern, wenn man die Organisation in die Hände eines Vereins legt. Eine große Landkreismannschaft auf "höchstem Niveau" kommt so kaum zusammen.

Der Landkreis kann also entweder weiterhin ein Sportfest ausrichten, bei dem es vornehmlich um Begegnung, Kultur und Rahmenprogramm geht, dann sollte er es aber auch so benennen. Er braucht sich dann aber auch nicht zu wundern, wenn die Begeisterung bei den Leistungssportlern ausbleibt. Oder er stellt sein "Olympia" auf andere Füße und macht es dadurch interessant, dass die Sportler sich qualifizieren müssen und die Reise schließlich die Belohnung ist. Beim Schulwettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" funktioniert das auch. Vielleicht fahren einfach die Besten der Bundesjugendspiele und der Schulturniere nach Polen.

© SZ vom 10.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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