Kommentar:Lernen von den Schulen

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Kein Lamentieren über Überstunden und Überforderung. Die Lehrer im Landkreis leisten bei der Integration von Flüchtlingskindern vielmehr Erstaunliches

Von Bernhard Lohr

Die Flüchtlinge haben vieles in diesem Land verändert. Mit ihnen haben sich Perspektiven verschoben. So hat sich gezeigt, wie viele hilfsbereite Menschen es gibt, die gerne anpacken und etwas abgeben. Wie befreiend war es, zu erleben, dass eine funktionierende Bürokratie es schafft, Menschen in kurzer Zeit ein Obdach zu verschaffen. Und auch bei der Einschulung Hunderter Kinder aus Flüchtlingsfamilien beweisen die oft pauschal geschmähten Behörden Pragmatismus. Manches funktioniert wirklich richtig gut.

Das ist alles nicht selbstverständlich. Es lohnt sich, nur ein paar Jahre zurückzuschauen. Man mag es gar nicht glauben, wie verzagt und mutlos über die Herausforderung der Inklusion an den Grund- und Mittelschulen diskutiert wurde. Es war viel von Überforderung die Rede und davon, dass notwendige zusätzliche Lehrer für einen differenzierten Unterricht fehlten. Die Haltung der Schulleiter und Lehrer war durchaus verständlich. Pädagogen haben einen stressigen Job. Sie stehen jeden Tag ganz vorne, müssen Schüler fordern und fördern und sich mit dauernd wechselnden Anforderungen und anspruchsvollen Eltern auseinandersetzen. Das geht an die Substanz. Und jetzt schultern diese Lehrer auch noch die Integration von Hunderten Schülern im Landkreis.

Man darf natürlich nicht blauäugig sein. Es gibt Probleme. Nicht alle Kinder aus Flüchtlingsfamilien lernen schnell Deutsch, nicht alle sind motiviert, viele dafür traumatisiert. Und die Begabungen sind so unterschiedlich wie bei hier geborenen Kindern auch. Die Stadt Garching finanziert dafür auch Sozialarbeiter, die an den Schulen eingreifen. Es gibt therapeutische Hilfen in den Unterkünften und Betreuung.

Aber man darf sich aufrichtig freuen darüber, dass so viele Pädagogen die Arbeit mit den Flüchtlingskindern so engagiert aufnehmen. Kein Lamentieren über Überstunden und Überforderung. Das hat damit zu tun, dass Behörden notwendige Hilfen geboten haben, viele Freiwillige den Pädagogen zur Seite stehen. Es zeigt aber vor allem, was für engagierte Lehrer es in diesem Land gibt.

© SZ vom 14.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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