Kommentar:Lehrstunde in Demokratie

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Junge Leute gelten als politikverdrossen. Die Skater in Pullach demonstrieren, dass das nicht stimmt

Von Martin Mühlfenzl

Im Pullacher Gemeinderat war bis zuletzt vollkommen ungewiss, wer in der so kontrovers geführten Diskussion um die Zukunft des Skaterparks im Ortszentrum die Oberhand behalten würde. So viele Volten haben die Verwaltung um Bürgermeisterin Susanne Tausendfreund und die Gemeinderäte geschlagen, dass am Ende niemand mehr überblickte, wer eigentlich für welche Lösung steht. Eine Gruppe indes wusste es schon immer - diejenigen, die nichts zu entscheiden hatten und doch eine Entscheidung herbeigeführt haben.

Es war kein wütender Protest gegen die Vertreibung aus der Ortsmitte, den die Jugendlichen in den vergangenen Wochen inszeniert haben. Vielmehr haben die jungen Skater auf Argumente gesetzt - in erster Linie, dass in Pullach nicht nur Ideen für Senioren und Kinder Raum finden dürften. Viel wichtiger aber: Sie haben ihre Mitarbeit angeboten, sich mit kreativen neuen Konzepten eingebracht, sogar Kalkulationen aufgestellt. Es war eine sehr wohltuende Form konstruktiver Beteiligung von einer Gruppe aus der Mitte der Gesellschaft, der ja gerne nachgesagt wird, sie wolle mit Politik überhaupt nichts mehr zu tun haben. Die Jugendlichen haben um ihren Skaterpark gekämpft und gezeigt, dass es sich lohnt, aktiv an der Kommunalpolitik zu partizipieren. So haben sie unterschiedlichen Strömungen und Meinungen im Gemeinderat auf eine - mehrheitlich - gemeinsame Linie gebracht.

Wer glaubt, den Jugendlichen sei es nur um diesen für sie so wichtigen Punkt gegangen, urteilt vorschnell. Diese Erklärung lässt sich vielmehr problemlos auf die Anwohner am Skaterpark umlegen, deren einziger Antrieb darin bestand, die sie persönlich betreffende Lärmbelästigung anzuprangern. Den Jugendlichen in anderen Städten und Gemeinden sollten die Pullacher als Vorbilder dienen. Wer früh lernt, dass junge Bürger etwas bewegen können, wird als Erwachsener mehr Verständnis für die nachkommenden Generationen aufbringen - und umgekehrt. Dann gewinnen alle.

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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