Die Energievision im Landkreis München ist krachend und vollkommen zu recht gescheitert. Die Idee, die reine Reduktion des Energieverbrauches als Klimaschutzziel auszugeben, ist ähnlich antiquiert wie die Vorstellung, man könne ein solches Großprojekt ohne Beteiligung der Bürger stemmen. Dabei stammt die Idee der Energievision nicht aus grauer Vorzeit, sondern ist nicht einmal zehn Jahre alt. Und damit ist das Scheitern der Energievision von 2006 vor allem eines gewesen: absehbar.
Dass man sich im Landratsamt jetzt ganz überrascht gibt, dass man einer boomenden Wirtschaft nicht einfach den Saft abdrehen kann, verwundert zumindest. Auch, dass Elektromobilität auf kurz oder lang ein Thema werden wird, oder viel mehr werden musste, konnte man im Jahr 2006 bereits ahnen.
Gerade bei der Elektromobilität, sei es mit Elektroautos oder dem öffentlichen Nahverkehr, sollte selbst Laien klar sein, dass ein steigender Energiebedarf nicht zwangsläufig problematisch für die Umwelt sein muss - zumindest solange dieser Bedarf durch regenerative Energien abgedeckt wird. Der Landkreis sollte sich also schleunigst von dem Mantra der Senkung des Energieverbrauchs verabschieden und lieber den Anteil der erneuerbaren Energien drastisch erhöhen. Dazu gehört dann auch die mehr oder weniger brach liegenden Pläne für den Bau von Windkraftanlagen endlich ernsthaft anzugehen.
Was der Landkreis 2006 als Energievision verkauft hat, ist nichts weiter als ein vager Maßnahmenkatalog gewesen, an deren Umsetzung so gut wie niemand interessiert war. Und wenn dann nichts Visionäres mehr außer dem Namen "Vision" bleibt, betreibt man Etikettenschwindel. Eine echte Vision ist mutig und vor allem weitsichtig. Das mit dem Mut hat schon mal funktioniert, wenn jetzt noch die Weitsicht dazu kommt, klappt es vielleicht doch noch mit der Energievision.