Kommentar:Kritik gehört, Kritik verworfen

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Der Radschnellweg ist ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn nicht alle Einzelinteressen berücksichtigt werden

Von Martin Mühlfenzl

In Garching und Unterschleißheim wird sich manch interessierter Bürger verwundert die Augen reiben und fragen, warum er sich überhaupt eingebracht hat. Eingebracht in eine Debatte über den ersten Radschnellweg im Landkreis, die ja vom Landkreis initiiert worden ist. Bei zwei Bürgerwerkstätten in den Städten hatten viele Zweifel am Konzept eines Schnellwegs an zwei stark befahrenen Bundesstraßen geäußert - doch ihre Zweifel haben in der Beschlussvorlage, die am Montag von den Kreisräten behandelt wird, keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Wer nun aber glaubt, dass hier der Bürgerwille gnadenlos übergangen wird und "die da oben" einfach nur machen, was sie wollen, der irrt gewaltig. Dass der Landkreis die Bürger eingeladen hat, Anstöße zu geben und auch Kritik zu äußern, war eine richtige Entscheidung. Auch bei einem relativ harmlos erscheinenden Thema wie einem vier Meter breiten Radlweg. Die Meinung der Garchinger und Unterschleißheimer einzuholen, war und ist ein wichtiger Baustein in einem komplexen Vorhaben, das die Verkehrsinfrastruktur im Landkreis grundsätzlich verändern soll. Die Bürgerwerkstätten aber waren - und das müssen diejenigen wissen, die daran teilgenommen haben - keine Abstimmungen über das Vorhaben, sondern Ideenwerkstätten. Kreative Meetings, die den Planern, Experten und Kreispolitikern möglicherweise noch einmal eine neue Sicht auf das Projekt eröffnen sollten.

Dass sich die Kritik einiger Bürger über den Streckenverlauf nun nicht in der Beschlussvorlage widerspiegelt, mag diese ärgern. Letztlich sind es aber die Kreispolitiker und die von ihnen beauftragten Fachleute, die über die detaillierten Planungen und ihre langfristigen Folgen befinden müssen. Mit dem ersten Radschnellweg - dem hoffentlich noch viele weitere folgen - aus der Landeshauptstadt nach Garching und Unterschleißheim wird ja der ganz grundsätzliche Bürgerwille umgesetzt. Der besagt, dass ihn eigentlich alle wollen.

© SZ vom 19.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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