Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Töne unterscheiden, die dieser Tage am Mariahilfplatz und in der Nymphenburger Straße zu vernehmen sind. Eigentlich ist es kaum zu glauben, denn da äußern sich doch Parteikollegen zu ein und demselben Thema. Heraus kommt ein uneinheitliches, schizophrenes Bild, das die CSU abgibt - im Spagat zwischen bockiger Blockadehaltung, offen zur Schau getragener Fremdenfeindlichkeit und milder, pragmatischer, menschlicher Willkommenskultur.
Diese geht vom Landratsamt am Mariahilfplatz in der Au aus, dessen Mitarbeiter und mit ihnen die Kreispolitiker tagtäglich mit den Auswirkungen konfrontiert werden. Hier werden von Landrat Christoph Göbel und seinem Stab Mauern eingerissen, während in der CSU-Zentrale in der Nymphenburger Straße verbal neue aufgebaut werden. Was momentan zwischen der kommunalen Ebene - also dem CSU-Landrat Göbel - und der Staatsregierung - also den Protagonisten Seehofer, Söder und Müller - stattfindet, ist indes kein Akt der Entfremdung. Es ist auch nicht die Sozialdemokratisierung eines schwarzen Landrats. Vielmehr zeigt sich, dass - und das trifft auf viele Landräte, Bürgermeister und Kreis- und Gemeinderäte der CSU zu - dort, wo tatsächlich gehandelt werden muss, der Stammtisch eben nicht die Richtung vorgibt.
In der Nymphenburger Straße haben sich die Entscheidungsträger entschieden, mit Ressentiments auf Stimmenfang zu gehen. Am Mariahilfplatz spielt die Parteipolitik längst keine Rolle mehr. Hier ist das menschliche Gesicht der CSU anzutreffen - hier ist sie eine Koalition mit den Helfenden eingegangen.